„Ich bin Bauer und möchte meine Ländereien und ganz besonders meine Familie noch einmal sehen…“
Dieser Wunsch erreichte kürzlich unser Team aus Westfalen aus dem Hospiz Haus Hannah.
„Meine Enkel und meine Felder waren mir immer wichtig, meine Kinder führen meinen Traum fort. Und mit ihnen lebe ich weiter und mein Leben macht Sinn“, lautete die berührende Erklärung unseres Fahrgastes Ludger.
Hier kommt der Bericht unserer Wunscherfüller:innen Chris, Günther und Harald:
„Wir kamen mittags in Emsdetten an und wir waren sehr neugierig, was uns erwarten würde. So lernten wir unseren Fahrgast Ludger kennen. Es war der Traum einer Wunschfahrt! Der uns begleitende Sohn hatte eine wunderbare Route herausgesucht, die sich sein im Hospiz lebender Vater gewünscht hatte. Schon in den Tagen zuvor waren Ludgers Augen, laut Personal des Hospizes, in Erwartung dieser Fahrt immer heller geworden. Alle seine Felder noch einmal anschauen, still verharren, den Geruch genießen und das Wachstum mit dem Sohn besprechen… Ein Stopp unter einem Windrad mit Blick auf den wachsenden Mais, ein Fachgespräch mit dem Sohn unter dem blauen Sternenhimmel des Wünschewagens, der Sohn, der die Landwirtschaft im 21. Jahrhundert immer noch lebt und der stetige Körperkontakt zwischen Vater und Sohn...
Die beiden besprachen die Maisfelder, das Wachstum, die Probleme mit Hochwasser und Mahd. In der vergangenen Nacht war nämlich die Mahd des Heus gestartet, begleitet von Jägern die mit Wärmebildkameras und Drohnen die Rehkitze in dieser Zeit des Legens aus den Feldern retteten. Der Hof ist seit 1900 im Besitz der Familie. Nun hat die 4. Generation das Steuer übernommen und die 5. macht sich bereits bereit.
Das Münsterland mit seinen weiten Feldern und großen Höfen entfaltete sich vor uns in Gestalt des alten Herrn, der sein Lebenswerk perfekt weitergeführt sah. 20 Hektar eigenes Land, 90 Hektar gepachtet, und dies unter dem Druck der Kostensteigerung. Sein schwaches Herz und eine schwere Erkrankung machten Ludger ein weiteres Verbleiben auf dem Hof unmöglich, weswegen er das Hospiz schweren Herzens als letzte Wohnstätte gewählt hatte. Aber heute war er als Oberhaupt der Familie noch einmal mittendrin!
Ziel der Fahrt war der Hof. Hier trafen alle zusammen: Ehefrau, Schwägerin, Kinder und Enkel und wir mit dabei. Eigentlich ist der Hof ein Schweinezuchtbetrieb mit Hunderten von Säuen und Ferkeln. Mais und Roggen werden hauptsächlich verfüttert. Und so war es nicht verwunderlich, dass ein Enkel mit einem kleinen Ferkel an den Tisch kam, das von Ludger zärtlich am Ohr gestreichelt wurde. Unser Fahrgast zog sich zum Ausruhen auf sein Lieblingssofa zurück, einen Rückzugsort, den er immer sehr geliebt hat. Von hier konnte er alles überblicken und die Familie respektierte seinen Wunsch.
Nach dieser Pause war Ludger doch sehr müde und äußerte den Wunsch, ins Hospiz zurückzufahren. Früh am Abend trafen wir wieder in Emsdetten ein. Ludger stellte mit einem lachenden und einem traurigen Auge fest, dass er doch etwas traurig sei, als wir ihn wieder in sein Zimmer brachten. Nach einer sehr liebevollen und dankbaren Verabschiedung stellten auch wir fest, wie schön es war, diese außergewöhnliche Fahrt zu begleiten. Lieben Dank, Ludger!“