Steinhuder Meer, wir kommen!

„Bei strömendem Regen startete die Wunschfahrt für Anita und ihre beiden Töchter. Geschützt durch Regenschirme holten wir, Elli, Christian und ich, unseren Fahrgast ab. Bei solch einem Wetter schickt man normalerweise keinen Hund vor die Tür, doch wir hatten ja heute Großes vor! Es sollte ans Steinhuder Meer gehen...

Als wir an den ‚Strandterrassen‘ ankamen, regnete es so stark, dass Anita nur mit Hilfe einer Rettungsdecke und geschützt von Regenschirmen trocken ins Restaurant gebracht werden konnte. Wir erhielten einen wunderschönen Platz im Wintergarten mit freiem Blick aufs Wasser. Was für eine Aussicht! Eine von Anitas Töchtern konnte es kaum glauben, dass es doch noch einmal möglich sein würde, mit ihrer Mutter und Schwester am Steinhuder Meer zu sitzen. Es wurde gegessen, getrunken, viel gelacht und gewitzelt.

Im Anschluss sollte es noch mit dem Schiff übers Steinhuder Meer gehen. Es regnete junge Hunde, aber alle waren sich einig: Gleich, ja, gleich reißt der Himmel auf und die Sonne kommt raus und dann fahren wir mit dem Schiff! Anita bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bei der Vorstellung, wie es ihren Töchtern auf dem aufgewühlten Meer schlecht werden würde. Ja, ihren Humor hat sie behalten!

Die letzte dunkle Wolke zog vorbei und dann riss tatsächlich der Himmel auf! Nun gab es kein Halten mehr. Der Tross setzte sich in Bewegung – Anita auf der Liege, ihre Töchter und wir Wunscherfüller:innen. Wir spazierten am Steinhuder Meer entlang. Die Töchter freuten sich unbändig, dass es wirklich wahr geworden ist, noch einmal mit der Mutter aufs Meer zu schauen und sogar noch einmal mit ihr eine Schifffahrt zu machen.

Doch auf dem Weg zum Schiff hob Anita plötzlich energisch ihren Arm in die Höhe. STOPP! Was nun? Anita wünschte eine Planänderung! Nein, es sollte keine Schifffahrt stattfinden, sie wollte lieber eine Runde shoppen gehen. Ihre Töchter und auch wir mussten herzhaft lachen (und vielleicht war insgeheim die ein oder der andere erleichtert, bei dem Seegang doch nicht aufs Schiff zu müssen…).

Okay, Wunsch ist Wunsch! Wir zogen gemeinsam mit unserer ‚Shopping-Queen‘ durch das kleine Örtchen. Es wurde gescherzt, dass sie sich ein Ballkleid und High Heels kaufen wird. Ein Bild für die Götter! Alle hatten einen Heidenspaß, an den verschiedenen Geschäften vorbeizuziehen. Immer wieder wurde Anita gefragt, ob sie ein Crêpe, ein Eis oder auch ein Souvenir haben wolle. Nein, das war nicht das, was sie wollte. Doch dann ging der Arm wieder in die Höhe. STOPP! Hier musste angehalten werden. Das Ziel ihrer Begierde war ein Bekleidungsgeschäft. Da wir mit der Liege nicht ins Geschäft kamen, musste die Waren zu unserem Gast. Eine der Töchter ging in den Laden, erklärte die Situation und kam mit einem T-Shirt heraus. Aber es war doch nicht nach Anitas Geschmack. Stattdessen entschied sie sich für die Jacke ihrer Tochter. Diese fing lauthals an zu lachen und meinte: ‚Tja, meine Mutter und ich hatten immer schon den gleichen Geschmack. Die Jacke werde ich Dir besorgen, aber nicht hier und heute.‘

Auf dem Rückweg zum Wünschewagen erfuhren wir, dass unser Gast keine Volksmusik, dafür umso mehr Rammstein und Heavy Metall mag und dass sie damals gerne Lederjacken trug.

Beseelt von all den schönen Eindrücken ging es dann zurück zum Wünschewagen. Alle waren froh, dass das Wetter gehalten und Anitas Gesundheitszustand es erlaubt hatte, diesen Tag in vollen Zügen genießen zu können. 

Müde, geschafft und mit einem breiten Lächeln im Gesicht wurde Anita im Hospiz wieder in ihr Bett gelegt. Wir gehen davon aus, dass sie in dieser Nacht besonders gut geschlafen hat, mit Träumen von Steinhuder Meer, ihren Töchtern und dem Ballkleid, dass sie doch nicht gekauft hat…“ 

Ein Bericht unserer westfälischen Wunscherfüllerin Elli Kerperin.