„Erika* ist über 80 Jahre alt und möchte noch einmal ans Meer. Wir holen sie zuhause ab. Dort wartet sie schon in ihrem Rollstuhl auf uns – fröhlich, reisefertig und ein wenig nervös und aufgeregt, wie ihre Tochter, die natürlich mit auf die Reise kommt, uns verrät.
Dazu gesellt sich auch noch Finchen, eine kleine alte Hundedame aus der Tierrettung aus Griechenland. Und gleich wird es auch für uns das erste Mal emotional, denn wir erfahren, dass es nicht nur Erikas Wunsch ist, noch einmal zum Meer zu fahren: auch für Finchen wird das der letzte große Ausflug sein. Sie wird uns den ganzen Tag mit ihrer unglaublich lieben und freundlichen Art gegenüber jedem Lebewesen – sei es groß oder klein, mit zwei oder vier Beinen – begleiten und beglücken.
Sobald wir alle gut im Wagen untergebracht haben, geht es los in Richtung Schilling. Auf der Reise macht uns lediglich die Wettervorhersage Sorgen, denn ab Mittag ist dort stundenlanger Regen angekündigt. Und der erreicht uns tatsächlich schon eine halbe Stunde vor Ankunft in Form von starkem Platzregen und Hagel. So heftig, dass wir einen Moment sogar überlegen anzuhalten, um das Unwetter vorüberziehen zu lassen. Doch es kommt anders: Wir fahren weiter, die Wolkendecke reißt auf und pünktlich bei Ankunft am Strandparkplatz ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Wenn Engel reisen!
Vor Ort erwartet uns die Freundin von Erikas Enkel, der leider an dem Tag nicht dabei sein kann. Dafür hat sie die beiden Urenkel dabei und wir kehren alle zuerst ins Panoramarestaurant ein, wo wir freundlich begrüßt werden. Zur Stärkung gibt es für Erika Scholle mit Blick aufs Meer. Und dann geht’s endlich runter zum Strand.
Finchen läuft vorneweg und begrüßt alle Erwachsenen, Kinder und Hunde am Strand. Und auch die beiden vorbeilaufenden Strandpolizisten. Die weisen uns pflichtbewusst und freundlich darauf hin, dass Hunde am Strand an die Leine gehören. Als wir ihnen erklären, dass es für Finchen und Erika eine Wunschfahrt ist, sehen wir ihnen an, wie sehr sie das berührt. Sie halten kurz inne, erklären uns dann, dass sie uns nie gesehen hätten und wünschen uns allen noch einen schönen Tag. Finchen bleibt die Leine erspart und wir freuen uns, weil es so schön sein kann, wenn die Menschlichkeit über Vorschriften und Paragrafen siegt!
Wir finden eine Bank direkt am Strand, mit Blick auf das bunte Treiben dort. Überall Familien und Kinder und Strandfreunde. Erika kann die Wellen zwar nicht mehr hören, aber die Sonne wärmt sie und die Seeluft weht ihr um die Nase. Sie genießt es sichtbar zu beobachten, wie Finchen den Strand erforscht und die Freundin ihres Enkels mutig im kalten Meer badet. Die Zeit vergeht und das Wasser zieht sich zurück. Und irgendwann ist es dann auch für uns an der Zeit, uns auf dem Heimweg zu machen. Alle sind froh und beglückt und müde: ‚Sie wird auf der Rückfahrt bestimmt schlafen‘, flüstert uns ihre Tochter zu.
Danach zu urteilen, was wir während der Fahrt von hinten hören konnten, gab es dann doch noch eine ganze Menge vom Tag zu erzählen. Finchen war happy, wieder zuhause zu sein und noch alle ihre Spielzeuge vorzufinden. Und auch Erika war happy – weil sie einen unvergesslichen Tag hatte.“
Ein Bericht unserer westfälischen Wunscherfüller:innen Nicole und Oliver.
* Name geändert