Noch einmal ans Meer nach Dangast!

„Das war der Auftrag, den wir drei Wunscherfüllerinnen gerne in Angriff nahmen! Am 21. August starteten wir in Richtung Hospiz, um Gisela abzuholen. Wir wurden sehr freundlich willkommen geheißen und auf die Station begleitet. Als wir mit der Trage ins Zimmer kamen, strahlten uns zwei Augen aus einem lachenden Gesicht an. Der erste Gänsehaut-Moment, da uns bekannt war, dass Gisela aufgrund ihrer Erkrankung nur den Kopf bewegen konnte. Es war gleich eine positive, fast fröhliche Stimmung im Raum und nach kürzester Zeit waren wir beim vertrauten ‚Du‘.

Ehemann Hermann bekam letzte Ansagen von seiner Frau, was er noch aus dem Kleiderschrank mitnehmen sollte: Tuch, Jacke und...Hermann verstand es nicht, doch wir sollten später erfahren, um was es ging.

Gisela lachte, strahlte und freute sich riesig auf den bevorstehenden Tag. Nachdem alles für den Ausflug Notwendige zusammengepackt und im Wünschewagen verstaut war, machten wir uns auf den Weg ans Meer. Hermann begleitete Gisela und erzählte viel aus ihrem gemeinsamen Leben. Dadurch erfuhren wir auch, dass unser Fahrgast vor zwei Jahren erkrankte und ihr Schicksal tapfer angenommen hat. Was für eine Haltung!

Im Hafen von Dangast erwarteten uns dann dunkle Wolken und Regen. Nach Rücksprache bekam unser Wünschewagen einen Parkplatz direkt vor dem Restaurant Heewen und siehe da: Es hörte auf zu regnen und die Sonne kam raus! 

Zwei Schwestern von Gisela sowie ein ehemaliger Pfleger von ihr (mit Freundin und Hund) waren inzwischen ebenfalls eingetroffen. Die Freude war groß und so zogen wir alle gemeinsam erst einmal Richtung Strand, um die Hochwasser-Zeit zu genießen. Warm eingepackt stand Gisela direkt am Meer, genoss den Wind in ihrem Gesicht und lächelte. Ich schenkte ihr ein kleines Glas, in das ihr Hermann etwas Dangast-Sand füllte! So hatte sie ein kleines Andenken für ihr Zimmer. Dann zogen wir Wunscherfüllerinnen uns zurück. Dieser Moment sollte Gisela, ihrem Hermann und den weiteren Besucher:innen gehören.

Nach einiger Zeit am Strand ging es dann ins Restaurant, wo wieder der Sprachcomputer aufgestellt wurde, damit Gisela sich mit uns ‚unterhalten‘ konnte. Plötzlich hieß es: ‚Ich lade Euch alle zum Kaffee ein - Hermann bezahlt‘, und zeigte auf ihren Mann. Das Gelächter war groß, alle bedankten sich für die Einladung und ließen sich Kaffee und Kuchen schmecken. Gisela aß mit großem Appetit ein kleines Eis. Es war ein überaus lustiger Nachmittag.

Gegen 16.30 Uhr starteten wir zurück in die Heimat. Gisela und auch ihr Mann waren sehr müde, es war eine Weile sehr still im Fahrgastraum – sie waren eingeschlafen. Zurück im Hospiz wurden alle herzlich und mit lautem Hallo begrüßt. Gisela strahlte, lachte und beantwortete kurze Fragen der Pflegekraft mit den Augen – Verstehen ohne Worte! 

Als wir unseren Fahrgast auf ihr Bett umgelagert hatten, fragte eine Pflegekraft: ‚Gisela, hattest Du Dein Strandkleid auch dabei?‘ Sie zog die Augenbrauen hoch und schüttelte kaum merklich den Kopf. Das war es, was Hermann am Morgen vergessen hatte!

Wir legten ihr das schöne, dünne Kleidchen (mit aufgedrucktem Bikini) über ihre Kleidung – und sie sah wunderschön aus! Gisela lachte und alle im Zimmer Anwesenden hatten viel Spaß.

Nun hieß es Abschied nehmen, leider... Gisela schrieb auf ihrem Sprachcomputer: ‚Es war sooo ein schöner Tag, ich habe mich gefreut! Danke, Danke, Danke!‘ Wir verabschiedeten uns von ihr, ich schaute noch einmal um die Ecke und dann hieß es aus ihrer Richtung: ‚...und tschüss!‘

Langsam und auch etwas nachdenklich gingen wir zum Wünschewagen zurück. Dankbarkeit und Freude machten sich breit. Wir hatten unser Ziel erreicht: einem Menschen den letzten großen Herzenswunsch erfüllen zu können.“ 

Ein Bericht unserer westfälischen Wunscherfüllerin Elfriede Hagedorn.