Ein Wunsch ohne Socken

Der letzte Wunsch unseres Fahrgastes Noah* war ziemlich präzise formuliert: Noch im Krankenhaus äußerte er die Sehnsucht, noch einmal im warmen Wasser zu liegen, Naturgeräusche zu hören, eine friedliche Atmosphäre zu genießen, Obstspieße zu essen, unter einem Wasserfall zu liegen und den Sprühnebel eines kalten Wasserfalls zu fühlen. Die Familie nannte diesen Tag einen „Ausflug in die Tropen“.

Innerhalb kürzester Zeit wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt: Das Kinderpalliativteam Mittelhessen nahm Kontakt mit dem Bürgermeister der Stadt Aßlar Kontakt auf, wo das Schwimm- und Erlebnisbad "Laguna Asslar" das Ziel der Reise sein soll. Der Bürgermeister ermöglichte innerhalb von nur fünf Tagen – unter anderem mit der Hilfe der Mitarbeiter vor Ort – das Befüllen der Becken, eine Gesamtreinigung sowie die volle Funktionalität des Schwimmbades.

„Ich kann Ihnen mitteilen, dass sowohl ich als auch alle Mitarbeiter hier alles möglich gemacht haben, um dem jungen Mann seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Danke auch für Ihr vorbildliches Projekt, das es überhaupt ermöglicht, die Wünsche in die Realität umzusetzen. Besonderer Dank gilt auch dem Betriebsleiter Oliver Krämer und dem Schwimmbadtechniker Oliver Gärtner“, so Christian Schwarz - Bürgermeister der Stadt Aßlar.

Nachdem klar wurde, dass das Schwimmbad bereit für einen wunderbaren letzten Wunsch ist, wurde unser Wünschewagen-Team aus dem Rhein-Main-Gebiet eingeschaltet. Mit einer kurzen Vorbereitungszeit erklärten sich die beiden Wunscherfüller*innen Renè und Julia bereit, diesen Herzenswunsch sehr gerne umzusetzen:

„Unser junger Fahrgast war sichtlich angespannt und aufgeregt, als wir endlich eintrafen. Noch ein paar letzte Vorbereitungen, bloß nicht das Eis und die Getränke vergessen und los ging‘s in Richtung Aßlar. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir das Ziel. Unser Fahrgast hatte vor Aufregung schon nassgeschwitzte Hände. Noch ein kurzes Foto vor dem Eingang mit der ganzen Familie und schon öffneten sich die Türen und ein warmer Schwimmbadgeruch drang allen in die Nase.

Als unser Fahrgast dann endlich im Bad angekommen war und sein „tropisches Paradies“ sah, gab es vor lauter Freude und Überwältigung ein paar Freudentränen. Wir Wunscherfüller*innen zogen noch schnell Schuhe und Socken aus, damit auch nichts dreckig wurde. Für uns beide definitiv eine Premiere, eine Wunschfahrt ohne Socken zu begleiten!

Bevor es ins Wasser ging, wurden alle Schläuche und Drainagen gut abgeklebt, eine Sauerstoffverlängerung gebastelt und dann ging es auch schon in Richtung Außenbecken. Mit Hilfe aller Anwesenden schaffte es unser Fahrgast, sich auf eine Erhöhung des Schwimmbeckens zu setzen. Nachdem es draußen kalt wurde, verlagerte sich der Trubel nach innen in den großen Thermal-Whirlpool. Da es keinen Wasserfall im Schwimmbad Aßlar gibt, hat man kurzerhand eine Gießkanne organisiert, die als kleiner Wasserfall diente. Einen großen Fruchtspieß gab es natürlich auch. Unser Fahrgast war glücklich, der Wunsch war erfüllt.

Das Kinderpalliativ-Team und wir gaben der Familie etwas Zeit für sich. Wir zogen uns zurück, mit gutem Blick auf das Geschehen, und waren überrascht über die gute Verpflegung, die uns das Palliativ-Team vorbeibrachte. Auch wir hatten ein bisschen Tropenfeeling bei frischem Obst, Sushi, Salat und vielem mehr. Vielen Dank für die wundervolle Versorgung!

Als wir eigentlich den Rückweg antreten wollten, kam bei unserem Fahrgast das Gefühl auf, doch mal im Wasser liegen zu wollen. Schnell wurde alles vorbereitet, eine Luftmatratze aufgeblasen und schon lag unser Gast im warmen Wasser. Wir machten es uns bei der Familie bequem und genossen die alkoholfreien Säfte und Cocktails, Wasserrauschen im Hintergrund, angenehme 30 Grad – fast wie am Strand einer schönen Urlaubsregion. Unser Fahrgast genoss den Aufenthalt im Wasser so sehr, dass er kurz einschlief. Aber irgendwann endet leider jeder Traum und wir traten langsam, aber sicher den Rückweg an.

An Bord mit einem glücklichen und erschöpften Fahrgast ging es zurück zum Abholort. Ein paar letzte Worte und ein großes Danke unseres Fahrgastes zauberten uns ein großes Lächeln aufs Gesicht. Nach einem langen Tag kehrten wir zurück. Mit viele Eindrücken und wunderschönen Momenten im Gepäck…

*Name geändert