„Wir bitten herzlichst um eine kurzfristige Wunscherfüllung“, stand auf dem grün-karierten Zettel, der in der Potsdamer „Wunschzentrale“ eintraf. Diesmal kam der Wunsch aus Neuruppin. Der Brandenburger Wünschewagen sollte nach Vorpommern rollen.
Unser Wünschewagen-Fahrgast war ein älterer Mann, der aufgrund einer Kombination aus Multipler Sklerose und einer Tumorerkrankung bereits sehr geschwächt und meist auf das Bett angewiesen ist. Dennoch war es sein sehnlichster Wunsch, noch einmal seine ältere Schwester zu treffen und mit ihr gemeinsam den elterlichen Bauernhof, also sein Elternhaus, zu besuchen. Das Ziel: der kleine Ort Loitz im Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Der Wünschewagen-Projektkoordinator Manuel Möller setzte wieder einmal alle Hebel in Bewegung, um diesen Herzenswunsch wahr werden zu lassen. Die Freude war riesig, als die beiden „Wunscherfüller“ Krissy und Marcus – die zwei ehrenamtlichen Helfer – ihren Fahrgast abholten. Dann ging es auf große Reise ins etwa 230 Kilometer entfernte Örtchen an der Peene. Die erste Station war die Gaststätte „Zum Alten Krug“ in Süderholz nahe Loitz, in der der Wünschende überglücklich seiner Schwester und deren Ehemann in die Arme fallen konnte. In gemütlicher Runde wurden direkt die ersten Geschichten von früher und aus der Heimat erzählt – Erinnerungen über das bewegte Leben des Fahrgastes und seiner Familie.
Auf dem elterlichen Bauernhof ging die Geschichtsstunde schließlich weiter. Zur Freude des Fahrgastes hatten sich noch weitere Familienmitglieder auf dem Hof versammelt. „Wir wurden von der ganzen Familie so herzlich empfangen, das ging uns wirklich ans Herz“, erzählt Marcus. So schwelgten alle gemeinsam in Erinnerungen, während sie einen Rundgang über den Hof und zur alten Pferdekoppel machten. „Hier hinter diesem alten Fliederbaum habe ich mich früher beim Versteckspiel versteckt“, erzählte der Fahrgast, „er war so schön groß und buschig.“ Noch nie habe er zuvor jemandem davon erzählt. Und obwohl der Wünschende im Alltag meist auf sein Bett Medieninformation angewiesen war, hielt er es die ganze Zeit im Rollstuhl aus. Es schien, als weckte die Reise in ihm neue Kraft, was für alle Anwesenden zu spüren war. Auch für seine Tochter war die Reise auf den Hof etwas ganz Besonderes, da sie selbst schon seit über 20 Jahren nicht mehr auf dem Bauernhof gewesen ist.
Als es Abend wurde und der Abschied nahte, wurde es sehr emotional. Allen war klar, dass dies der letzte Besuch ihres lieben Bruders, Ehemannes und Vaters auf dem Hof sein würde. Dennoch: Zurück in Neuruppin, ließen Krissy und Marcus eine erschöpfte, aber überglückliche Familie zurück, die nun mit neuen Erinnerungen im Gepäck die Reise des Lebens fortsetzen.
Auch die MOZ hat über diese Fahrt berichtet: https://www.moz.de/landkreise/ostprignitz-ruppin/neuruppin/neuruppin-artikel/dg/0/1/1816835/