Der Hohen Neuendorfer Horst Grabowski erzählte seiner Palliativ-Pflegerin Tanja Apel immer wieder davon, wie gerne er noch einmal seinen Heimatort Birkenwerder und das Schloss Schwerin besuchen würde. Schließlich wandte sich Tanja Apel mit seinem Wunsch an das Team des Brandenburger Wünschewagens vom Arbeiter-Samariter-Bund.
Horst Grabowski, Jahrgang 1944, legt trotz seiner schweren Erkrankung noch immer großen Wert auf ein selbstbestimmtes Leben. Doch es gibt Dinge, die lassen sich ohne fremde Hilfe nicht mehr umsetzen. Eine Fahrt zum Schweriner Schloss, das wusste er, gehörte dazu. „Das hätte ich ohne den ASB nicht erleben können“, gestand er. Und umso größer war schließlich seine Freude, als er von seiner bevorstehenden Fahrt in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern erfuhr. Die ehrenamtlichen „Wunscherfüller“ Karola Losensky und Marcus Ludwig, die den Fahrgästen während der Reise zur Seite stehen, holten ihn am 2. September aus der Nähe von Birkenwerder ab.
Womit Horst Grabowski nicht gerechnet hatte, war ein Besuch seines Heimatortes Birkenwerder, mit dem das Wünschewagen-Team ihn überraschte. Die Fahrt vorbei am Elternhaus oder an der alten Arbeitsstätte, als er noch als Leichtmetallbauer gearbeitet hatte, ließen zahlreiche Erinnerungen aufleben. Der 76-jährige Fahrgast verwies auf Strecken, die er einst mit dem Fahrrad gefahren war und auf das Haus, in dem er nun lebte. „Meine Schwester wohnte mit unseren Eltern auch zeitweise dort“, berichtete er, „im Laufe der Zeit zogen dann aber alle nach und nach aus.“
Die anschließende zweieinhalbstündige Fahrt nach Schwerin verlief problemlos. Normalerweise fällt dem Mann aus Birkenwerder das Laufen schwer, doch an diesem Tag wurden all seine Kräfte mobilisiert, denn kaum aus dem Wünschewagen ausgestiegen, gab es für ihn kein Halten mehr. Der Fahrgast war begeistert vom Schweriner Schloss, das er früher schon einmal besichtigt hatte. „Ich wollte es unbedingt noch einmal wiedersehen“, sagte er. Die Begeisterung ließ nicht nach: Ob im Park mit seinen vielen Blumen oder die schöne Umgebung, alles erstrahlte in voller Pracht beim schönstem Wetter. Dank der Hilfe eines Schlossmitarbeiters musste das Reiseteam nicht an der Warteschlange, die durch die „Corona-Situation“ endstanden war, warten und konnte direkt mit der Besichtigung beginnen. Raum für Raum tauchte der Fahrgast in die Schönheit des Schlosses ein. Er verfügte über viel Grundwissen und konnte den Ehrenamtlern vieles erklären. Auch auf den Plenarsaal vom Schweriner Landtag konnten sie durch die Fenster einen Blick erhaschen.
Während der Rückfahrt schwärmte der Fahrgast noch immer von der Schlossbesichtigung und von der Fahrt. Die vor Ort entstandenen Fotos wurden vom Team direkt im Wünschewagen ausgedruckt und in ein kleines Fotoalbum gesteckt. Zusammen mit einer kleinen „Wünschemaus“ aus Wolle erhielt er es – sichtlich gerührt mit zahlreichen Tränen in den Augen – als Erinnerung an den besonderen Tag.