Es war kein idealer Zeitpunkt für diesen letzten Herzenswunsch: noch einmal die Füße in die Ostsee halten. Schließlich hatte Corona dem Tagestourismus an der Küste den Garaus gemacht. Doch Projektkoordinator Manuel Möller gab grünes Licht, es einfach zu versuchen.
Alles hing an einer einzigen Entscheidung: Würde die Stadt Warnemünde dem Antrag auf eine Anreise stattgeben? Der Fahrgast des Wünschewagen Brandenburg wollte ein letztes Mal ihre Füße in die Ostsee halten, noch einmal die salzige Meeresluft einatmen und in Warnemünde in Erinnerungen schwelgen. Für die Wunscherfüller Krissi und Marcus klar: Wir müssen da hin! Als der Fahrgast – gezeichnet von der Erkrankung und auf den Rollstuhl angewiesen – im Hospiz auf seine Wunscherfüller traf, war die Freude riesig. Auch der Sohn war vor Ort. „Als wir ihr sagten, dass wir es trotz der aktuellen Situation probieren würden, war sie überglücklich und konnte es kaum fassen“, erzählt Marcus. Ohne die finale Entscheidung aus Mecklenburg-Vorpommern abzuwarten, ging es Richtung Ostseeküste. Das Glück spielte mit, denn kaum angekommen, kam per E-Mail die Genehmigung. Warnemünde zeigte sich von seiner schönsten Seite. Entlang der „Alten Fahrt“ entdeckte der Wünschewagen-Fahrgast auch das Schiff, auf dem einst die Seebestattung ihres Ehemanns stattfand. Zahlreiche Anekdoten und Erinnerungen später ging es schließlich an den Strand. Der schwerkranken Frau gelang es plötzlich, mit eigener Kraft aufzustehen und die Füße ins Wasser zu halten! Ein Moment, der alle um sie herum berührte.
In einem Café schrieb sie noch ein paar Postkarten aus ihrem Sehnsuchtsort und berichtete von diesem einzigartigen Erlebnis. Zurück im Hospiz erwartete sie dann noch eine kleine Überraschung, „Wir hatten heimlich Steinchen, Sand und das Schirmchen ihres Eisbechers mitgenommen und sie ihr auf einen Teller gelegt“, erzählt Krissi. Kleine Schätze zur Erinnerung an einen ganz besonderen Tag.