In den Ueckermünder Zoo und zum Stettiner Haff

Familientraditionen sind so individuell und vielfältig wie die Familien selbst. Über Jahre etabliert sind sie ein fester Bestandteil des Alltags oder des Jahres. Für Familie Friers aus Strausberg in Märkisch-Oderland sind ein Besuch des Zoos in Ueckermünde und eine anschließende Fahrt zum Stettiner Haff so eine Tradition.

Dass der Tag käme, an dem eine solche Reise nicht mehr mit allen Familienmitgliedern möglich wäre, war für alle lange kein Thema. Doch dann wurde Familienvater Andreas krank und die letzte Reise nach Ueckermünde lag Ende August bereits zwei Jahre zurück. Die Familie fuhr regelmäßig dorthin, genoss die Natur und die Tiere. Es war stets ein ganz besonderer Familienmoment, vor allem, als die Kinder noch jünger waren.  

Andreas Friers, Jahrgang 1968, lebt mittlerweile im Hospiz Göldner des Diakonischen Werks Oderland-Spree. Von dort erreichte das Brandenburger Wünschewagen-Team  Andreas‘ Wunsch, noch einmal mit Ehefrau Susanne und den Kindern diese Familientradition erleben zu können. Die Angst, dass es bald zu spät sein könnte, war bei allen groß. Miriam Göldner, die Koordinatorin des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes, unterstützte das Ehepaar in der gesamten Umsetzung tatkräftig, sodass einer Reise Anfang September nichts mehr im Weg stand.  

Ueckermünde, das idyllische Seebad in Mecklenburg-Vorpommern, ist ein perfekter Ort, um als Familie zusammenzukommen. Die frische Seeluft, der Duft des Meeres, die Natur. Kein Wunder, dass es Familie Friers hier seit vielen Jahren hinzieht. Diesmal sollte der Ausflug etwas ganz Besonderes werden, da es vermutlich für Papa Andreas das letzte Mal sein würde. Trotz seiner schweren Krankheit sollte alles ablaufen wie immer, so war der Wunsch. Mithilfe des Wünschewagen-Teams mit Koordinator Hans-Jürgen Hankiewicz und den Ehrenamtlichen Kristin Schönherr und Marcus Ludwig hat das auch geklappt. Die Kinder von Andreas und Susanne fuhren in einem anderen Auto hinter dem Wünschewagen her – und machten wie sonst auch für eine Frühstückspause Halt auf einem Autobahnrastplatz. Es war ein schöner Moment, eigentlich wie immer, wäre da nicht der Rollstuhl von Andreas gewesen.  

Im Ueckermünder Zoo begann direkt der Rundgang. Es kamen bei allen aus der Familie Erinnerungen hoch: wie es sonst die Jahre war, welche Tiere jetzt neu oder mit welcher Rutsche die Kinder früher gerutscht waren. Und trotz Corona war auch eine Tierfütterung möglich. Andreas ging es gut an diesem Tag, auch wenn er nicht in der Lage war, aus dem Rollstuhl auszusteigen. Zwischen den Eltern und ihren Kindern herrschte eine spürbare Nähe und Verbundenheit, alle kümmerten sich liebevoll um ihren Papa und Ehemann.  

Nach dem ausgiebigen Zoobesuch ging es schließlich weiter zum Stettiner Haff. Andreas ließ sich den Wind um die Nase wehen und erzählte von den vielen Ausflügen hierher, während alle zusammen die ein- und ausfahrenden Schiffe und Boote beobachteten.  Nach einer gemeinsamen Mahlzeit war es dann Zeit, zurück nach Strausberg zu fahren, denn egal wie schön dieses Erlebnis auch war – es hinterließ einen erschöpften, wenn auch glücklichen Fahrgast.  

Zurück im Hospiz wurde an einer ganz anderen Tradition festgehalten: Wie es sich für eine Wünschewagenfahrt gehörte, verabschiedete sich das Team nicht, bevor es Andreas ein kleines Fotoalbum mit frisch gedruckten Bildern des Tages sowie eine kleine gehäkelte Wünschemaus überreichte. Und noch etwas sorgte für jede Menge Gänsehaut und Rührung bei der Familie: Heimlich hatten die Ehrenamtlichen am Haff-Strand Sand, Muscheln und ein paar Steine gesammelt, die sie Andreas nun überreichten. Der Familie war bewusst, dass dies die letzte gemeinsame Fahrt mit ihrem Vater bzw. Ehemann dorthin gewesen war. Entsprechend emotional war auch der Abschied vom Wünschewagen-Team.