„Ich würde meiner Mutter gerne den Garten zeigen, den ich mir im Sommer gekauft habe.“ Mit diesem Wunsch wandte sich die Tochter des Oranienburger Fahrgastes an den Projektkoordinator des Brandenburger Wünschewagens Hans-Jürgen Hankiewicz. Manchmal sind es eben die ganz kleinen Wünsche, die einen unermesslichen Wert haben.
In diesem Jahr erfuhr unser Brandenburger Wünschewagen-Fahrgast, dass er eine unheilbare Krankheit in fortgeschrittenen Stadium hat, die eine weitere Therapie ausschloss. Der Zustand der Frau verschlechterte sich im Krankenhaus derart schnell, dass eine Rückkehr in ihre Wohnung nicht mehr möglich war und sie in ein Pflegeheim verlegt wurde. Es war ein Heim in Wohnortnähe, das auch therapeutisch behandelte. „Das war in Covid-Zeiten gar nicht so einfach“, sagt die Tochter.
Das Wünschewagen-Team mit den Ehrenamtlichen Marcus Ludwig und Maria-Luisa Lüdtke organisierte für die erkrankte Frau und ihre Tochter einen rundum gelungenen Tag: Zuerst fuhren sie – inklusive Schwiegersohn und Hund – von Oranienburg nach Kloster Zinna im ländlichen Teltow-Fläming, um dort in ein Restaurant einzukehren. Eine weitere Überraschung war einen Kulturstopp am Zisterzienser Kloster – denn in den letzten Jahren hatte ihr Fahrgast immer stärkeres Interesse an Gotteshäusern entwickelt und sich entsprechend sehr über diese Überraschung gefreut. Das eigentliche Tagesziel lag in Bad Wahrenbrück im Elbe-Elster-Kreis. Gelegen an einem Wald mit Seenähe, genossen die Anwesenden den traumhaften, in Sonne getauchten Anblick des Gartens. Großer Wunsch des Wünschewagen-Fahrgastes war es, selbstständig und ohne Rollator oder Rollstuhl mit der Tochter den Garten zu erkunden. Sie sammelte alle Kräfte und ging Schritt für Schritt mit ihrer Tochter an Sträuchern und Büschen, Obstbäumen und Tannen, Rabatten und Beeten vorbei. Es war für alle ein sehr emotionaler Moment.
Auch einen großen Wunsch für die Zukunft ihrer Tochter hatte sie bei einer gemütlichen Kaffeerunde im Garten noch geäußert: Nachwuchs. Wohlwissend, dass sie selbst dies nicht mehr erleben würde.
Seit dem zweiten Corona-Lockdown können die Reisewünsche nur spärlich erfüllt werden. „Es ist jedes Mal eine Einzelfallentscheidung“, sagt Hans-Jürgen Hankiewicz. „Fahrten in den öffentlichen Raum, etwa an die Ostsee, können nicht stattfinden, weil es keine Restaurants o. Ä. gibt. Fahrten in die Häuslichkeit sind dann problematisch, wenn Familien aus verschiedenen Haushalten teilnehmen wollen, da müssen wir dann schauen.“ Doch kleinere Fahrten sind unter strengen Hygienemaßnahmen trotzdem möglich und ein kleiner Lichtblick für die Wünschenden in Brandenburg. So kann etwa ein Fahrgast nach Falkensee zu einer Beerdigung fahren, da diese im Freien stattfindet und es noch vor der Feierlichkeit zurückgeht.