Noch einmal zum Bielenberger Strand

Von der 250. Fahrt des Wünschewagens Schleswig-Holstein, die am 9. Juli zum Bielenberger Strand führte, berichten unsere Wunscherfüller:innen Jonas und Ann-Sophie: „Bei sonnigem Wetter erreichten wir nach einer kurzen Fahrt das gemütliche Johannis Hospiz in Elmshorn. Vor Ort warteten schon unser Fahrgast Stefan*, seine Frau, seine beiden Töchter, seine Enkeltochter und sein Enkelsohn auf uns....

Wir wurden von den beiden aufgeregten Töchtern in Empfang genommen, die sehr viele Fragen an uns hatten, unter anderem, wie wir ihren Vater mitbekommen, ob ihre Mutter mitfahren könnte und ob der große Pflegerollstuhl von Stefan mitkommen könne. Wir machten uns gemeinsam an die Arbeit, den Rollstuhl zu verpacken. Danach nahm unser Fahrgast auf der Trage Platz und wurde von uns eingekuschelt. Seine Frau setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Nachdem dann auch alle anderen ihre Autos besetzt hatten, ging es in Kolonnenfahrt auf zum Strand Bielenberg und zum Strandfloh, einem kleinen Imbiss.

Auf der Fahrt hin war es noch sehr ruhig. Man spürte die Aufregung, doch es wirkte so, als wenn beide Eheleute Kraft für den letzten Strandbesuch sammelten. So, als wollten sie alle Sinne schärfen, um jede Sekunde aufsaugen zu können. Als wir angekommen waren, warteten schon alle aufgeregt darauf, dass es los ging. Eingekuschelt in unzählige Decken, mit dem Teddy in der einen und dem Kissen in der anderen Hand schoben wir Stefan noch ein letztes Mal zum Strand, an dem die Familie so viel gemeinsame Zeit verbracht hat. Seine Enkeltochter wich ihm die ganze Zeit nicht von der Seite. Wir merkten schnell, dass alle ein sehr enges Verhältnis zueinander hatten, was uns sehr beeindruckte. Am Strand angekommen beschlossen wir, dass wir ihn noch mal den Sand spüren lassen wollten. Ein netter Mann sah unser Vorhaben und bot uns seine Hilfe an, die wir dankend annahmen.

Wir zogen uns zurück, als wir die kleine Familie so eng beisammen sahen und gaben ihr Raum für sich. Auch wir kamen ins Gespräch und sprachen darüber, wie es wohl ist, wenn man nach über 60 Jahren den geliebten Partner noch ein letztes Mal an den Strand begleitet und wie es wohl ist, mit dem Vater oder dem Opa noch ein letztes Mal so ein Erlebnis zu teilen. Noch eine letzte gemeinsame Erinnerung. In Gedanken versunken standen wir da, schauten aufs Meer, rochen die Seeluft, spürten den Wind und lauschten dem Kreischen der Möwen. Für uns beide war es unvorstellbar, wie es wohl ist, wenn so ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung geht.

Es wurden viele gemeinsame Fotos gemacht, um diesen Tag weiterhin in Erinnerung zu behalten. Bilder, die auf Wunsch unseres Fahrtgastes privat bleiben.

Als alle von dem kühlen Wind ordentlich durchgepustet waren und allen der Magen knurrte, ging es zum ‚Strandfloh‘. Stefan wollte unbedingt noch einmal die leckeren belgischen Pommes essen, zusammen mit einer ordentlichen Portion Ketchup und einer eiskalten Cola. Wir wurden vor Ort sehr nett aufgenommen und uns wurde gesagt, wir sollten uns alles so hinstellen, wie wir es brauchten. Nach einer kleinen Möbelrückaktion stand der Tisch so, dass alle acht Personen Platz nehmen konnten. Wir wurden von der Familie als Dankeschön eingeladen, da sie so glücklich waren, dass wir das alles so möglich gemacht haben. Während wir auf Speisen und Getränke warteten, wurden Geschichten und gemeinsame Erlebnisse erzählt. Wir lauschten gespannt und erfuhren viel über das Leben der kleinen Familie.

Als alles serviert worden war, wurde ordentlich reingehauen. Der Enkel erzählte, dass er hier im Strandfloh mit seinem Opa das erste Mal ein Backfischbrötchen gegessen hatte und hat dieses zur Feier des Tages natürlich auch noch einmal gegessen. Auch Stefan konnte sich daran noch erinnern und seine Augen glänzten bei der Erinnerung daran. Er war sehr stolz, als er seine Pommes fast komplett geschafft hatte und seine 0,5l Cola leer war.

Nachdem noch ein gemeinsames Familienfoto gemacht wurde, sollte es zum Abschluss noch einmal nach Glückstadt gehen, wo unser Fahrgast mit dem Wünschewagen noch einmal am Hafen entlang fahren wollte. Dort angekommen, erkannte Stefan alles wieder und berichtete seiner Frau von allem, an das er sich erinnern konnte. Es war ein reger Austausch und wir waren gerührt, als wir mitbekamen, wie glücklich die beiden waren.

Wieder zurück in Elmshorn war unser Fahrgast doch sehr müde und geschafft. Man sah der gesamten Familie an, wie glücklich und dankbar sie waren. Auch Stefan verabschiedete sich von uns und dankte uns noch mal für diesen wundervollen Tag.“

Für Ann-Sophie ist es eine dieser Fahrten, die sie auch im Nachhinein beschäftigen. Sie erzählte auch ihrem Kollegen, wie sehr sie diese Fahrt berührt hat, und er stimmt ihr zu. Die beiden sind sich einig, dass diese Wunschfahrt sehr besonders war. Es sind oft die unkomplizierten und einfachen Wünsche, die so einen bleibenden Eindruck hinterlassen…

*Name geändert