Manche Wünsche sind leichter zu erfüllen als andere. Auch wenn sich der Wunsch „Noch einmal den eigenen Hof besuchen“ so bescheiden anhört, war die Vorbereitung doch nicht so einfach, wie Birgit Priedemann, Koordinatorin unseres Wünschewagen-Teams aus Schleswig-Holstein, berichtet.
„Um die ganze Familie und Christian, den begleitenden Pfleger von Peter*, auf einen Termin festzulegen, musste das Datum mehrfach verschoben werden. Dazu machte Corona uns einen Strich durch die Rechnung. Und dann galt es noch, ein geeignetes Fahrer-Team zu finden. Am Vortag der Fahrt stand nichts anderes auf meiner Tagesordnung, als noch einen Wunscherfüller aus dem Rettungsdienst zu finden, der die Fahrt begleiten könnte. Nach unzähligen Telefonaten und quasi einer Standleitung mit Peters Töchtern konnten wir dann am Vortag um 16.00 Uhr endlich grünes Licht geben. Ich weiß nicht, wer glücklicher war – die Familie oder ich!
Pünktlich am Morgen des 30. Juni starteten die beiden Wunscherfüller Jason und Marcel Richtung Bockhorn, um Peter und Christian abzuholen und sich dann auf die Fahrt Richtung Wittendörp im schönen Mecklenburg-Vorpommern zu machen. Die zwei Stunden dauernde Anreise wurde schon nach ein paar Kilometern von unserem Fahrgast mit den Worten: ‚Sind wir schon da?‘ unterbrochen. Er war so aufgeregt und voller Vorfreude, dass sich der Satz dann zu einem Running Gag entwickelte.
Und dann war es endlich so weit: In dem kleinen Ort angekommen, wartete schon die ganze Familie. Seine geschiedene Frau, die Töchter mit Enkelsohn Fiete, der Sohn und die Nachbarn hatten die große Scheune so hergerichtet, dass dort gemeinsam gegrillt und geklönt werden konnte. Nur einer fehlte leider. Unser Fahrgast hatte es sich so sehr gewünscht, seinen Hund Leo noch einmal zu sehen. Leider war dieser ein paar Tage vorher im stolzen Alter von 17 Jahren gestorben…
Nach der Begrüßung genoss unser Fahrgast erst einmal in Ruhe eine Zigarette – und es war nicht die letzte an diesem Tag. Wer jetzt ungläubig den Kopf schüttelt und sich denkt: ‚Todkrank und rauchen?!‘ Tja, warum nicht – carpe diem – was hat man noch zu verlieren?
Dann wollte Peter noch einmal dem See auf seinem 74 Hektar großen Grund einen Besuch abstatten. Sein Sohn hatte extra einen Weg in die Wiese gemäht, damit der Wünschewagen direkt ans Wasser fahren konnte. Nicht ganz leicht mit so einem großen Wagen, eine abschüssige Strecke zu befahren, aber zum Glück waren ja Profis am Steuer!
Doch auch der schönste Tag geht leider einmal zu Ende. Unser Fahrgast wurde zusehends müde und so beschlossen alle, zum Hof zurückzukehren. Es wurden noch einmal alle Türen des Wünschewagens geöffnet, so dass Peter einen letzten Blick auf die schöne Landschaft genießen konnte und alle seine Gäste die Möglichkeit hatten, sich einzeln von ihm zu verabschieden.
Natürlich fließen bei so einem Anlass viele Tränen, aber zum Teil auch Tränen der Freude, dass Peter im Kreise seiner Lieben noch so viele schöne Stunden verbringen durfte. Und wer weiß? Vielleicht hat Leo ja vom Hundehimmel aus zuschauen können…
*Name geändert