Kann man mit erst 18 Jahren überhaupt letzte Wünsche haben? Gerade mit der Schule fertig, sollte das Leben doch jetzt erst richtig losgehen und noch voller Wünsche sein. Diesen Gedanken hatte ich, als die Anfrage per E-Mail von Birgit Priedemann, unserer Projektkoordinatorin, kam. Meinem Mann und mir war sofort klar, dass es für uns eine Herzensangelegenheit wäre, diese Fahrt begleiten zu dürfen.
Catharina und Christian Bethien, Wunscherfüller-Ehepaar unseres Teams aus Schleswig-Holstein, berichten Euch heute von einer sehr emotionalen Fahrt in die Hauptstadt:
„Kann man mit erst 18 Jahren überhaupt letzte Wünsche haben? Gerade mit der Schule fertig, sollte das Leben doch jetzt erst richtig losgehen und noch voller Wünsche sein. Diesen Gedanken hatte ich, als die Anfrage per E-Mail von Birgit Priedemann, unserer Projektkoordinatorin, kam. Meinem Mann und mir war sofort klar, dass es für uns eine Herzensangelegenheit wäre, diese Fahrt begleiten zu dürfen. Also sagten wir ganz schnell zu.
Samstagmorgen um 6 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Elmshorn, wo der Wünschewagen abholbereit wartete. Wagen gecheckt, Tank voll, Naschifach gefüllt, Getränke an Bord, Teddy ebenfalls. Aber einen Teddy für einen 18-Jährigen? Während der Fahrt nach Lübeck hatten wir gemischte Gefühle. Wie tritt man einem jungen Mann gegenüber, wenn man genau weiß, dass es vermutlich der letzte größere Ausflug mit seinem Vater sein wird? Vorfreude, Unsicherheit, aufgeregt, es war eine Mischung aus allem. Als Eltern eines chronisch kranken Kindes können wir uns nur im Ansatz vorstellen, wie es der Familie gerade geht und mit welchen Ängsten sie sich auseinandersetzen müssen.
In Lübeck warteten Nick und sein Vater bereits auf uns. Genau so aufgeregt wie wir, da hatten wir ja schon mal etwas gemeinsam. Die Aufregung verwandelte sich ganz schnell in Vorfreude auf ein besonderes Wochenende. Die Krankheit rückte in den Hintergrund. Wir machten uns direkt auf den Weg nach Berlin. Checkpoint Charlie und das Olympiastadion, das waren die beiden Orte, die Nick in Berlin wichtig waren und die er mit seinen Eltern schon oft besucht hatte.
Nach dem Einchecken im B&B Hotel und der Parkplatzsuche machten wir uns mit Rollator und den öffentlichen Verkehrsmitteln auf in Richtung Check Point Charlie. Der Besuch des Mauermuseums und ein stärkender Snack im Fast-Food-Restaurant rundeten die Erfüllung des ersten Wunschpunktes in Berlin ab.
Stichwort ‚Parkplatzsuche‘: In Berlin ist diese mit so einem großen Fahrzeug gar nicht so einfach. Eine nette Polizistin half uns, indem sie spontan eine dreispurige Straße sperrte, damit wir in Ruhe einzuparken konnten. Herzlichen Dank dafür!
Den frühen Abend verbrachten wir mit einem Bummel durch Berlin inklusive Besuch des Brandenburger Tores und Souvenirkäufen und endeten schließlich im imposanten Hauptbahnhof, wo uns Nicks Vater zum Abendessen einlud.
Der Besuch des Olympiastadions war eigentlich erst für den kommenden Tag geplant. Aber wie schön es wohl im Dunkeln aussehen würde, wenn es beleuchtet ist? Um diese Frage beantworten zu können, half nur eins: Wir machten uns auf den Weg dorthin! Einige S-Bahn-Stationen weiter erreichten wir das Olympiastadion. Es war wunderschön beleuchtet und strahlte mit Nicks Augen um die Wette. Mit dem Wissen und dem Ziel vor Augen, dass wir am nächsten Tag auch das Innere des Stadions erkunden können, ging es zurück ins Hotel.
Sonntag machten wir uns nach dem Frühstück mit dem Wünschewagen erneut auf den Weg zum Olympiastadion. Weil es am Abend davor ein Fußballspiel gegeben hatte, war das Stadion noch nicht geöffnet. Wir überbrückten die Zeit mit einem Spaziergang um das Stadion, fingen Pokémons und machten eine Pause beim Glockenturm. Mit dem Aufzug auf der 77 Meter hohen Aussichtsplattform angekommen, genossen wir einen traumhaften Blick auf Berlin und das Olympiastadion.
Anschließend konnten wir das Stadion auf eigene Faust erkunden und dieses gigantische Bauwerk auf uns wirken lassen. Das Café im Stadion hatte zum Glück geöffnet, sodass wir eine Pause bei einem Kaffee einlegen konnten. Nick hatte für das Wochenende alle seine Kräfte mobilisiert, aber die Anstrengung war ihm anzusehen und die Pausen waren für ihn, aber auch für uns mehr als nötig.
Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, aber eins fehlte noch auf unserer Liste: Berlin zu verlassen, ohne eine echte Currywurst zu essen – unmöglich! Wir suchten uns mit dem Wünschewagen einen Parkplatz und ließen das Wochenende beim ‚heimlichen Nationalgericht‘ auf dem Alexanderplatz ausklingen.
Müde, erschöpft und vor allem glücklich nach 45.000 Schritten durch Berlin machten wir uns auf den Weg in die vertraute Heimat, die wir um 20 Uhr erreichten. Unseren Wünschewagen-Teddy, der mit uns dieses Wochenende gemeinsam erlebt und sich auf viele Fotos geschlichen hatte, schenkten wir Nick zum Abschied – als Wegbegleiter und Kraftspender für den Weg, den Nick noch gehen wird.
Am nächsten Morgen schrieb uns Nicks Vater, dass er schnell müde ins Bett gefallen sei.
Das sind wir auch, nachdem wir den Wünschewagen nach 755 Kilometern wieder in seiner Heimatgarage in Elmshorn abgestellt hatten.
Danke Nick, dass wir Dich auf diesem Weg begleiten durften! Wir hoffen, dass wir Dir eine kleine Auszeit von dieser gemeinen Krankheit ermöglichen konnten.“