Die 61-jährige Mutter leidet an Krebs im Endstadium. Seit Monaten sieht sie nichts anderes als die kahlen, weißen Wände der Klinik. Die kannte Karin berufsbedingt nur zu gut, hatte sie doch selbst jahrelang als Krankenschwester hier gearbeitet. Zwischendurch hoffte sie auf eine Entlassung, denn sie hegte einen letzten Wunsch: noch einmal das Meer sehen.
Doch daraus wurde zunächst nichts, denn ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Sitzen konnte Karin schon lange nicht mehr und so war an eine Autofahrt zum Meer nicht zu denken. Da kam ihre Nachbarin Julia ins Spiel: Sie organisierte für ihre Freundin und Kollegin eine Fahrt mit unserem Wünschewagen aus Schleswig-Holstein.
Am 2. Juni war es endlich soweit! Um 17 Uhr wurde Karin, die von ihrer Tochter Lena begleitet wurde, am Klinikum Itzehoe abgeholt und fuhr ans Meer. Ziel war die Badestelle Elpersbüttel in der Meldorfer Bucht. Um 18 Uhr erreichte der Wünschewagen sein Ziel, wo die Flut eine Stunde vor ihrem Höhepunkt stand. Das angekündigte Gewitter blieb zum Glück aus. Stattdessen wurde Karin beim Ausfahren von strahlendem Sonnenschein und einer mild-warmen Meeresbrise empfangen.
Auch der Bürgermeister von Elpersbüttel, Sven Karstens, erwies ihr die Ehre, obwohl bei ihm eigentlich die Maisaussaat angestanden hätte: „So eine Aktion finde ich sehr lobenswert und absolut unterstützenswert.“
Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle auch an Herrn Kählert vom Kommunalunternehmen Speicherkoog, der unserem Wünschewagen die Tore zur Deichstraße öffnete, und an Herrn Aßmann vom Amt Mitteldithmarschen, der die Aktion unbürokratisch und direkt unterstützt hat. 💙
Am Ufer wartet dann noch eine kleine Überraschung auf Karin. Ihre Freundin Julia, die aktive Wasserballerin ist, hatte ihre Vereinskollegen aktiviert, die nun extra für Karin eine kleine Trainingseinheit im Wasser absolvierten. Dafür brachten die „Meldorf Seals“ ein aufblasbares Tor mit, das sie in Ufernähe platzierten. Die Wassertemperatur von 17°C war für die kälteerprobten Wasserballer kein Problem. „Wir waren den ganzen Winter über im Wasser. Das schlimmste waren -1 Grad und Eisschollen. Dagegen ist das hier echt warm“, freute sich Maren von den Seals.
An diesem Abend wich das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht der schwerkranken Frau und sie bedankte sich völlig überwältigt bei allen Anwesenden. Umgeben von ihrer Tochter und Freunden genoss Karin die unendlichen Weiten der Nordsee „Allein den Weg dort hinabzuschauen – einfach wunderschön. Es ist einfach toll hier“.
Zwei Stunden lang genoss Karin die Gesellschaft und die frische Luft. Dabei schweifte ihr Blick immer wieder über das Meer. Doch schließlich war sie so erschöpft, dass sie den Weg zurück antreten musste. „Dass sie überhaupt so lange durchgehalten hat, ist echt super“, sagte Julia und begleitete ihre mittlerweile eingeschlafene Freundin zurück in den Wünschewagen.
Diese Stunden am Meer waren wahrscheinlich ihre letzten wachen Momente. Seither ist Karin nicht mehr ansprechbar…
Sehen Sie die emotionalen Momente der Wunschfahrt auch in diesem Video.