„Liebe Leute, liebe Metalheads…

Was für unglaubliche 36 Stunden für unseren Fahrgast Michael und seine Familie! Wo fange ich an? Seit ein paar Wochen schon war die Reise nach Wacken fest geplant; einen Tag vor dem großen Abend, dann die bittere, aber nachvollziehbare Rückmeldung durch den Veranstalter, dass das dieses Jahr leider nichts wird. Zu hoch die ‚Matschepampe‘ und die daraus entstandenen Herausforderungen. Der Anruf mit der traurigen Absage bei unserem Fahrgast am Nachmittag schließt diesen Teil ab.

Und hinter den Kulissen? Auch Nina und ich bekamen die Nachricht, dass wir am Freitagabend nun nicht mit Michael nach Wacken fahren sollten. Nö, das kann es irgendwie nicht sein. Wir brauchen einen Plan B!

Nach kurzer Abstimmung entschieden wir uns, nach einer Alternative zu suchen, um Michael wenigstens etwas ‚W:O:A 2023‘ zu ermöglichen. Ich schrieb einen Post in zwei Wacken-Gruppen bei Facebook und in kürzester Zeit explodierten mein Postfach, die Kommentare und auch das Telefon unserer Koordinatorin. Alle wollten helfen und an einer Lösung mitarbeiten.

Hubschrauber wurden ins Spiel gebracht, Agrarfahrzeuge aller Art, ein im Schlauchboot crowdsurfender Michael stand genauso auf der Ideenliste wie eine Ausweichfahrt zum ‚Hungrigen Wolf‘, um dort auf der Leinwand zu schauen. Es musste einfach irgendwie klappen!

Unter den vielen Kommentaren und Nachrichten waren auch einige aus der Blaulichtfamilie, jenen Menschen, die wie wir im Rettungsdienst arbeiten. Und so telefonierte ich Donnerstagabend mehrfach mit Tim, der mit seinen Kollegen hinter der Harder-Bühne für die Koordination des Rettungsdienstes zuständig ist. ‚Wir finden eine Lösung, Michael und seine Familie werden morgen Iron Maiden sehen!‘ Mit dieser großartigen Nachricht meldeten wir uns am Abend erneut bei Michael. Was für ein Wechselbad der Gefühle!

Am späten Freitagnachmittag trafen Nina und ich nun wirklich mit dem Wünschewagen bei Michael ein. Tränen der Begeisterung und Rührung flossen, so groß war die Freude, dass es jetzt doch wirklich losgehen sollte. Das beste Maiden-Shirt wurde angezogen, darüber die Kutte mit den vielen Patches und Bändchen der vergangenen Wacken-Besuche. Gemütlich auf der Trage gebettet, ging es los Richtung ‚Holy Ground‘.

Die Nachbarn standen Spalier und zeigten begeistert den Wacken-Gruß, während unser Fahrgast strahlend vor Glück all die Eindrücke verarbeiten musste. Unterwegs gab es stilecht ein Bier und aus den Lautsprechern schallte Iron Maiden, na klar. Parallel noch einige Telefonate mit Tim – alles sah gut aus!

In Wacken angekommen, lotste uns Tim mit Blaulicht den Weg, vorbei an unzähligen Securities, bis direkt hinter die große Harder-Stage. Wahnsinn, es klappt also wirklich!

Um 20.30 Uhr schoben wir Michael ein erstes Mal auf der Trage Richtung Bühne. Was für eine Atmosphäre, wenn man zehntausenden Fans direkt gegenübersteht. So viele Eindrücke, Tränen des Glücks, der Freude, aber auch der Trauer. Wir beschlossen gemeinsam, noch einen kleinen Moment im Wünschewagen innezuhalten und Kraft für die kommenden Stunden zu sammeln.

Um 20.55 Uhr, kurz vor Konzertbeginn, ging es dann erneut mit der Trage Richtung Bühne. Alle Rettungsdienstler bildeten rechts und links ein Spalier, durch das wir Michael bis ganz nach vorne schieben konnten. Die Bühne direkt vor uns, schräg rechts neben uns zwei große Screens, links hinter der Absperrung zehntausende Fans. Die Emotionen, die das bei Michael und seiner Familie ausgelöst hat, kann sich jeder denken. Gänsehaut pur, auch bei Nina und mir. Es gab Wacken-Shirts als Geschenk, sogar Patches für seine Kutte. Und Iron Maiden hatte noch nicht einmal zu spielen begonnen…

Michael genoss das Konzert in vollen Zügen. Es wurde mitgesungen, gelacht, geweint und jede Sekunde aufgesogen. Freunde durften zu ihm, um den Moment mit ihm und seiner Familie zu genießen und alle Mitglieder unserer Blaulichtfamilie kümmerten sich um ihn, damit er diesen Abend so richtig auskosten konnte.

Mit dem letzten Ton ging es wieder im Spalier zurück in den Wünschewagen. Was für ein unglaublicher Abend! Tim geleitete uns wieder sicher vom Gelände, so dass wir die Heimreise antreten konnten. Vorher wurde noch das Einhorn eingepackt, welche es crowdsurfend bis zu uns geschafft hatte.

Gegen Mitternacht kam der kleine Hunger und so fuhren wir zum Restaurant mit der goldenen Möwe. Im Wünschewagen darf man auch um Mitternacht Burger essen! Nach solch einem Abend sowieso. Weiter ging es. Mittlerweile war es 1.30 Uhr, als wir wenige Kilometer vor Michaels Zuhause von zwei Feuerwehrautos gestoppt wurden. Im Wagen hatte sich gerade eine gewisse glücklich-satte Müdigkeit eingeschlichen, was kommt denn nun noch?

Noch bevor ich dem Feuerwehrmann mit der Kelle irgendetwas sagen konnte, kam: ‚Wir sind Euer Geleitschutz nach Hause.‘ Michaels Kollegen von der Feuerwehr hatten hier auf uns gewartet und so ging es mit Blaulicht durch die dunkle Nacht bis vor die Haustür. Und da waren auch die Nachbarn wieder, mit dem Wacken-Gruß. Was für eine weitere Überraschung an diesem Abend! Gegen 2 Uhr verabschiedeten Nina und ich uns von Michael und seiner Familie und machten uns auf den Heimweg.

Lieber Michael, liebe Christel und liebe Anna! Wir wünschen Euch alles erdenklich Gute und freuen uns riesig über diese außergewöhnliche Wunschfahrt! 🫶

Ich möchte mich stellvertretend bei Tim und Björn und all den anderen Kollegen aus der Blaulichtfamilie bedanken, die uns so unglaublich unterstützt haben und ohne die dieser Abend nicht möglich gewesen wäre. Danke!“ 

Ein Bericht von Gunnar Christiansen, Wunscherfüller aus Schleswig-Holstein.