Jürgen im Wunderland.

Am 20. März machten wir uns auf den Weg nach Seedorf/Berlin (das im tiefsten Schleswig-Holstein), um dort unserem Fahrgast Jürgen einen großen Wunsch zu erfüllen. Das Miniaturwunderland kannte er aus etlichen Sendungen im Fernsehen, verfolgte diese intensiv und war über viele Details gut informiert. Heute wollte er es einmal live erleben und wagte den recht anstrengenden Trip nach Hamburg.

Zuerst aber traf ich mich mit Marcel, einem hauptberuflichen Notfallsanitäter aus Heiligenhafen, um nach einem kurzen Kennenlerngespräch pünktlich um 17 Uhr bei unserem heutigen Gast zu erscheinen.

Jürgen begrüßte uns mit einem sehr langen, freudigen Händedruck auf der Türschwelle. Ich habe festgestellt, dass sich bei diesen Begegnungen bereits vom ersten Augenblick an ein Gefühl der Vertrautheit einstellt, welches sich über die kurze Zeit der Wunschtour nur noch mehr verfestigt. Jürgen war mit seinem Rollator nur sehr begrenzt mobil, hatte mit Kurzatmigkeit zu kämpfen und war dementsprechend froh, in unserem vorgeheizten Wünschewagen Platz zu nehmen. Zuerst sitzend, aber dann entschieden wir gemeinsam, doch lieber auf der gemütlichen Liege die 1,5-stündige Fahrt zu genießen. Bei einem „Drink“ und einigen süßen Snacks aus unserem Bordkühlschrank unterhielten wir uns ausgiebig über Jürgens hartes Leben als Maurer, den Wechsel in die Krankenpflege, seinen Arbeitsunfall, mit dem er bis heute zu tun hat, die nette Nachbarin, welche ihm immer zur Seite steht, und und und…

Derweil genoss Jürgens Begleitung, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin aus der Palliativversorgung, die Aussicht vom Beifahrersitz und die Unterhaltung mit Marcel.

Als wir in der Speicherstadt ankamen, war es bereits dunkel, die reguläre Besucherzeit endete und wir „Rollstuhlfahrer“ hatten die außergewöhnliche Ausstellung ganz für uns. Es war schön zu sehen, mit welcher Freunde unser Fahrgast die Ausstellung genoss. Es schien ihm nicht wichtig zu sein, möglichst viel davon zu sehen, er wollte es nur wirklich betrachten. Mit einer unendlichen Ruhe und Gelassenheit, mit nur wenigen Kommentaren, aber einer großen Beobachtungsgabe verbrachten wir zwei bis drei Stunden dort.

Jürgens Worte - „Ich glaube, ich möchte jetzt nach Hause.“ - waren ein klares Kommando, zügig den Rückweg anzutreten, um unseren Ausflug nicht zu strapaziös werden zu lassen. Diesmal ohne Umwege in unser rollendes Bett mit Sternendecke, die Beine ein wenig hoch, Standheizung auf vollen Touren, tschüss Hamburg.

Es war spät in der Nacht, als wir in Seedorf ankamen. Jürgen war fix und fertig, aber glücklich. Nun hatte er doch noch diese besondere Ausstellung sehen können, womit er wohl nicht mehr gerechnet hatte. Ich habe wieder einmal einen Menschen kennengelernt, sehr intensiv und ihm einige schöne Stunden ermöglicht. Für den Moment saßen wir alle in einem Boot, wollten nochmal ein Ziel erreichen. Das haben wir geschafft. 

 

Jason Grosze, Wunscherfüller

Wir bedanken uns beim Miniaturwunderland, das uns wieder einmal freien Eintritt gewährt hat.