„Wir schreiben den 29. Oktober 2022. Unser Plan ist es, Sören* einen unvergesslichen Abend zu bereiten, bevor er ins Hospiz zieht. Carlotta, Sylvia und ich (Florian) trafen uns gegen 16.30 Uhr in Elmshorn, um uns kennenzulernen und zusammen den Wünschewagen zu checken, alles auf Vollständigkeit und die Geräte auf Funktionstüchtigkeit zu prüfen. Schon auf der Fahrt zur Wohnung unseres Fahrgastes verstanden wir drei uns super.
Am Ziel angekommen, öffnete die Mutter unseres Fahrgastes die Tür und wir stellten uns ihm vor. Er war sehr aufgeregt, denn das Millerntor-Stadion, genauer das Heimspiel von St. Pauli gegen Darmstadt, war das Ziel. Sören schaffte die Treppen hinunter zu Fuß. Per Rollstuhl ging es dann zum Wünschewagen und los in Richtung Hamburg. Sylvia fuhr hinten bei Sören mit und man hörte schon in der Fahrerkabine, dass die beiden sich prächtig amüsierten.
In Hamburg ging es dann wunschgemäß erstmal zu Burger King, um uns dort für die nächsten Stunden zu stärken. Dann fuhren wir in Richtung Parkplatz und die Aufregung wurde immer größer. Am Stadion wurde es laut und hell, die Stimmung unter den Fans war gigantisch. Sylvia und Carlotta gingen mit unserem Fahrgast zunächst in den Fanshop, während ich die reservierten Tickets holte (vielen Dank an Simone vom St. Pauli Kartencenter, die uns so kurzfristig noch die Plätze organisiert hat!) und schaute, wie wir in den Rollstuhl-Bereich gelangten. Als ich alles parat hatte, bin ich zurück zu den anderen und ‚erwischte‘ sie beim Shoppen: einen Schal, eine Wintermütze und eine schöne Winterjacke.
Als alles besorgt war, machten wir uns auf den Weg in Richtung Stadioneingang. Die Ordner waren alle superfreundlich zu uns und wir fanden in kurzer Zeit unseren Stellplatz für den Rollstuhl – in erster Reihe zwischen Tribüne und Spielfeld mit bester Sicht auf das Geschehen!
Kurz nachdem wir unseren Platz eingenommen hatten, erklangen die Hells Bells, drei Glockentöne, die das Erscheinen der Mannschaften ankündigen. Nur wenige Minuten später waren beide Teams, die ‚Lilien‘ aus Darmstadt und die Heimmannschaft, auch schon auf dem Platz. Die Pauli-Ultras machten volle 90 Minuten richtig Stimmung, mit Ausnahme des Darmstädter Tors – da war es sehr, sehr ruhig im Stadion. Aber bereits kurze Zeit später fiel der Ausgleich und die Party war wieder in vollem Gange.
Mit so viel Action waren die 90 Minuten schnell vorbei. Das Spiel endete 1:1. Wir warteten noch ein Weilchen und gingen dann Richtung Wünschewagen, die Stimmung bei Sören war toll! Er sagte im Voraus zu uns, dass wir uns bitte nicht wundern sollen, wenn er nur still dasitzt und nichts sagt; dann versuche er, alle möglichen Eindrücke aufzusaugen und sie möglichst lange im Gedächtnis zu behalten.
Das funktionierte! Während der gesamten Rückfahrt schwärmte er von dem Abend und bedankte sich, als wir wieder in der Wohnung ankamen, überschwänglich. Und er freue sich auf die vielen Bilder, die wir geschossen hatten...
So schnell kann ein Abend vorbei sein, aber alle werden ihn in wunderbarer Erinnerung behalten. Die Stimmung war toll, die ganze Organisation klappte reibungslos und unser Fahrgast war rundum glücklich. So fährt man gerne Wünschewagen…“
Ein Bericht von Carlotta, Sylvia und Florian, Wunscherfüller:innen aus Schleswig-Holstein.
*Name geändert