Manchmal können letzte Wünsche so einfach und dennoch so schwer zu erreichen sein. So ging es auch unserem Fahrgast am 26. Februar, der aufgrund seiner Krankheit an den E-Rolli gebunden ist. Er wünschte sich noch einmal, das Grab seiner verstorbenen Mutter zu besuchen. Das habe er aufgrund seiner Situation nicht so oft geschafft wie vorgenommen erzählt Michael auf der Hinfahrt. Danach sollte es in sein Haus nach Mucheln gehen, wo schon Familie und Freunde warteten.
Wir können von Glück sprechen, dass die Fahrt überhaupt stattfinden konnte. Auf dem Weg von Elmshorn, wo wir den Wünschewagen abgeholt haben, nach Eutin mussten wir eine kleine Zwangspause einlegen, da der Wagen nicht so wollte wie wir. Nach dem kleinen Problem, welches wir zum Glück mit Hilfe beseitigen konnten, ging es dann ein paar Minuten verspätet Richtung Palliativstation, wo Michael uns schon erwartete.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es dann zum ersten Ziel, dem kleinen Friedhof in Lebrade, wo unser Fahrgast vor knapp zwei Jahren seine Mutter beerdigt hatte. Seine Ehefrau und sein Bruder mit Begleitung warteten schon auf uns. Einmal mit Hilfe umgesetzt in den E-Rolli machten wir uns auf den holprigen Weg zum Grab. Der Weg war leider überhaupt nicht gut geeignet für Rollstuhlfahrer, aber mit ein wenig Hilfe haben wir das gemeistert.
Vom Friedhof aus waren es nur noch einige Kilometer mit dem Wagen, bis wir an seinem Haus im schönen Dorf Mucheln ankamen, wo u. a. schon seine zwei Kinder warteten. Nach ein paar kurzen Gesprächen machten wir uns mit der Familie und Michael auf den Weg durchs Dorf. Unser Fahrgast wollte sich noch einmal an alte Zeiten erinnern und schaute, was sich so die letzten Wochen getan hatte.
Um 14 Uhr kamen dann nach und nach die restlichen Gäste, insgesamt wurde mit etwa 50 Leuten gefeiert (natürlich unter aktuellen Corona-Bedingungen). Familie und Freunde waren teilweise von weit her angereist, um diesen sonnigen Tag mit Michael im Garten zu verbringen. Sein Bruder hatte einen befreundeten Koch engagiert, welcher ein leckeres Grillbuffet servierte. Es fehlte an nichts: verschiedene Fleischsorten, Salate, Dips und Brot. Nachmittags gab es selbstgemachten Kuchen von den Freunden, und die Stimmung erinnerte die meiste Zeit überhaupt nicht an eine Abschiedsfeier. Es wurde viel gelacht, geredet über alte Zeiten, sich am Feuer aufgewärmt und gespielt. Die Musik heiterte die Stimmung auf und die Kinder sowie deren Freunde bastelten für Michael zum Abschied eine Schatztruhe, welche ihm auf den weiteren Weg viel Glück bringen sollte und abends mit genommen wurde ins Krankenhaus.
Die Zeit verging wie im Fluge, sodass wir uns gegen 18.30 Uhr trotzdem langsam auf den Weg machen mussten, da es ein wirklich langer, anstrengender, aber vor allem schöner Tag für Michael war. Er verabschiedete sich ganz in Ruhe nach und nach bei jedem persönlich, bevor wir winkend und mit einem lauten Hupen aus dem Dorf fuhren.
Michael berichtete auf der 30-minütigen Rückfahrt, dass es ein wirklich sehr schöner Tag gewesen sei, aber „die Zeit doch wesentlich schneller vorbeiging als erwartet“. Er hätte sich mit einigen Freunden gerne noch länger unterhalten. Er war etwas geschwächt vom langen Tag und würde sich im Krankenhaus seine Abendmedikamente geben lassen und mit schönen Erinnerungen schlafen gehen können.
Zwei Tage später hat Michael seine letzte Reise angetreten. Wir sind sehr froh, dass wir ihm seinen letzten Wunsch noch erfüllen konnten.