Der Bügel mit dem Vogel…

Für Nora* ging es vor einiger Zeit direkt vom Krankenhaus ins Hospiz. Die erste Woche dort fühlte sie sich krank und blieb im Bett. ‚Ich habe mich schlechter gefühlt als es mir ging‘, sagt sie heute. Inzwischen ist sie mobiler, hat dort eine Freundin gefunden, mit der sie abends gerne mal einen Sekt trinkt und die sie auf ihrer Wunschfahrt in die eigene Wohnung begleitete.

Ihr Wunsch war es, sich dort persönliche Gegenstände und Kleidung zu holen und gleichzeitig Abschied zu nehmen. Die Wohnung, in die sie nach dem Verlust ihres Partners gezogen war, war ein Ort des Trostes, mit lichtdurchfluteten Räumen und schönen hohen Decken. Nora liebte diesen Ort von Herzen und wollte ihn bewahren. ‚Vielleicht besteht die Möglichkeit, dorthin zurückzukehren‘, hofft sie.

Schon beim Kennenlernen verriet sie uns, dass ihre Tochter Champagner, Saft und Knabbereien vorbereitet hatte. Ihre Hospizhelferin, die sie regelmäßig besucht und auch bei der Umsetzung des Wunsches geholfen hat, wartete bereits auf uns.

Zunächst stießen wir alle mit einem Gläschen Champagner oder Saft in der Wohnung an. Im Gespräch durften wir dann vieles aus Noras Leben erfahren, so gab es zum Beispiel auf dem Balkon noch den Grabstein ihres geliebten Katers Max. In diesem Augenblick kam draußen ihre junge Nachbarin vorbei und stieß noch zu unserer kleinen Gruppe dazu. Sie verabredeten sich für die kommende Woche im Hospiz.

Die Rückfahrt verlief ruhig, alle hingen ihren Gedanken nach und für den Abend verabredete sich unser Fahrgast mit ihrer Begleitung zum restlichen Champagner.

Bevor Lara und ich uns verabschiedeten, wurde aber noch das ‚Geheimnis um den Bügel mit dem Vogel‘ gelüftet: Nora zeigte uns ihren Bügel, auf dem ein von ihr ausgesuchtes, buntes Sommerkleid hing, das sie sich als letztes Kleidungsstück ausgesucht hat. ‚Am Ende fliegt die Seele wie ein Vogel hinaus‘, ist sie überzeugt.“

Ein Bericht von Martina Löning, Wunscherfüllerin aus Schleswig-Holstein.

*Name geändert