Mit dem Wünschewagen ist es ein bisschen so wie mit kleinen Katzenbabys – er zaubert ein Lächeln aufs Gesicht und jeder, der den Wagen oder uns Wunscherfüller*innen sieht, freut sich. Besonders gilt das natürlich für die Fahrgäste und ihre Angehörigen, völlig unabhängig davon, wie nah oder fern das Wunschziel ist.
Am 24. September durften wir, Sascha Köpke und Tinka Beller, einen sehr emotionalen Abschied begleiten. Unser Gast ist nach einem Sturz direkt vom Krankenhaus ins Pflegeheim gekommen – und hatte keine Chance, sich vom eigenen Zuhause zu verabschieden. Der familiäre Zusammenhalt war während des gesamten Tages zu spüren und hat auch uns sofort verzaubert. Mit freundlichem Winken wurden wir bereits vor der Pflegeeinrichtung begrüßt: „Wir sind der erste Teil des Empfangskomitees!“ und von allen Familienmitgliedern herzlich willkommen geheißen.
Gut begleitet von einem Teil der großen Familie ging es mit dem Wünschewagen zum ersten Ziel. Die Sorge, dass der Besuch im ehemaligen Zuhause ein trauriger Moment oder schwerer Abschied sein könnte, war unbegründet. Während unser 93-jähriger Gast immer wieder verwundert den Kopf schüttelte, waren besonders bei der Tochter, die die Mutter begleitete, viele Erinnerungen präsent. „Hier haben wir immer zusammen gegessen, die Speisekammer war voll mit schönen Sachen!“ – „In dieser kleinen Küche hat meine Mutter für uns alle gekocht – und wir waren viele Leute!“ oder Gedanken an Feiern: „Was haben wir hier alles erlebt: Konfirmationen, Geburtstage und sogar Polterabende haben wir hier veranstaltet!“
Da es unserem Fahrgast sowohl physisch als auch emotional sehr gut ging, wurde der Ausflug mehr oder weniger spontan erweitert: Kaffee und Kuchen bei einem der Söhne. Verteilt auf mehrere Autos sind die Angehörigen zum nächsten Haus gefahren, Sascha hat den Wünschewagen gefahren und Tinka ist zu Fuß mit Mutter und Tochter gegangen. Es war einer dieser zauberhaften Momente, als die Tochter erzählte, dass sie immer viel zusammen gesungen haben – und wir spontan (und mehr oder weniger ton- und textsicher…) unseren Weg singend zurückgelegt haben.
Mit großer Selbstverständlichkeit und von ganzem Herzen wurden wir mit (phantastischem!) Apfelkuchen und Kaffee verwöhnt, saßen bei der Familie am Tisch („Nee! Ihr gehört doch dazu! Setzt Euch bitte mit zu uns!“) und konnten sehen, wie sehr unsere Wünscherin den Ausflug genossen hat. Wir wurden mit großer Wertschätzung von den Angehörigen für dieses Ehrenamt gelobt – vielleicht konnten wir deutlich machen, dass solche Erlebnisse auch für uns ein Geschenk sind.
Zum Abschied, zurück in der Einrichtung, gab es zur Erinnerung noch zwei tolle Fotos und den kleinen Wünschewagen-Bären, der sofort ins Herz geschlossen wurde. „Ich werde noch sehr lange an diesen wunderschönen Tag denken!“, sagte die Tochter zum Abschied. Wir auch, liebe Marlies. Und zwar sehr gerne.