„Schnee satt“

„Schnee satt“ hieß das Programm für den sächsischen Wünschewagen kurz vor Weihnachten. Eine schwerstkranke Mutter wünschte sich noch einmal Familienzeit in den geliebten Bergen. Aber „richtige Berge“ sollten es sein, bekanntermaßen etwas schwierig in der Leipziger Tieflandsbucht. Deshalb wartete auf Wunscherfüllerin Jacqueline und Wunscherfüller Markus mit ihrem Fahrgast im Wünschewagen eine kräftezehrende Bergankunft: Mühlbach am Hochkönig in den Salzburger Alpen.

Wunscherfüllerin Jacqueline berichtete später von dieser Familienreise:

„Aufregung schlägt auf den Magen! Das hatten uns Fahrgast Manu und ihre Familie gleich bei der Abholung zu Hause erzählt. Denn vor Aufregung vor der großen Fahrt hatte noch niemand gefrühstückt! Die erste Pause machten wir also sehr schnell und zur großen Freude von Sohn Bjarne gleich nach dem Start bei McDonalds. Danach ging es gestärkt weiter in Richtung Österreich, trotz Streckenplanung mit dem neuen Navi und nur zwei Pausen waren wir sehr lange unterwegs. Der erste Schneesturm ließ nicht lange auf sich warten und gab uns einen ersten Vorgeschmack auf die Salzburger Alpen. Markus musste dann im Schneegestöber im Dunkeln unseren Wünschewagen erst einmal mit Schneeketten für den steilen Anstieg auf den Berg ausrüsten. Nach 20 Uhr kamen wir endlich auf dem hohen Gipfel im Hotel an. Dort wurden wir schon erwartet und sehr freundlich begrüßt. Fahrgast Manu war nach der langen Reise erschöpft und wir brachten ihr gleich das Abendessen aufs Zimmer. Wie verabredet, war unsere liebe Kollegin Katharina vom Palliativteam Pongau ebenfalls vor Ort und wartete, um Manu zu unterstützen.

Am nächsten Morgen wurde nach dem Frühstück gemütlich unser Hotel erkundet. Gegen Mittag ging es mit dem Wünschewagen zum Weihnachtsmarkt in Bischofshofen. Danach hieß unser Ziel der Adventmarkt in Maria Alm. Manu war ein Besuch in der Wallfahrtskirche sehr wichtig. Dort konnte sie, begleitet von Wunscherfüller Markus, in Ruhe etwas Kraft schöpfen vor dem weiteren Programm. Nach dem Aufwärmen in einer kleinen Kaffeestube schlenderte die Familie mit einem Glühwein über den Markt. Manu kaufte einige Souvenirs und kam mit Besuchern nett ins Gespräch. Da es sehr kalt war, konnten wir leider nicht so lange für die Blasmusik am Abend bleiben und unser Fahrgast brauchte etwas Ruhe im Hotel.

Da Manu immer schwächer wurde, fragten wir an der Rezeption, ob der Schlitten für die geplante Fahrt im Wald nicht bis hoch zum Hotel kommen könnte.  Die Chefin versprach uns ihre Hilfe. Dabei kamen wir mit Clair, einer Pfarrerin, die gegenüber vom Hotel wohnte, ins Gespräch. Sie interessierte sich sehr für den Wünschewagen und unser Ehrenamtsprojekt. Als wir die Nachricht bekamen, dass die Hochfahrt des Schlittens nur mit einem Aufpreis möglich ist, sicherte Clair spontan zu, die Summe zu übernehmen - ihr Beitrag zu Weihnachten für Manu. Toll!  

Am Abend kam  Palliativpflegerin Alexandra und wir unterhielten uns, dass wir gern mit Bjarne und Manu einen Ausflug zur Skipiste machen wollten. Natürlich bräuchte man einen erfahrenen Skifahrer für die Pisten. Ohne nachzudenken, sagte Alexandra zu uns: „Das mache ich für den Kleinen. Wir treffen uns nach der Schlittenfahrt am Arturhaus und da fahre ich mit dem Jungen zwei Stunden Ski.“  Als wir das Manu zusammen mit Alexandra verkündeten, waren ihre Augen feucht vor Freude und Bjarne überglücklich.

 Am nächsten Tag nach dem Frühstück ging es mit Pferdeschlitten und für Manu fest eingepackt im Thermosack auf eine Fahrt durch den wunderschönen schneebeglänzten Winterwald. Manu nickte ab und zu kurz ein, aber die Fahrt in den Bergen bei strahlender Wintersonne mit ihren Lieben hat sie sehr genossen.

Für den Skiausflug später war Manu leider zu schwach und musste mit ihrem Mann im Hotel bleiben.  Aber wir versprachen ihr natürlich einen kleinen Film. An der Skipiste wartete Alexandra mit einem Freund und nach der Anmeldung hieß es „Abfahrt!“. Bjarne strahlte, seine Skikünste wurden mit jeder Abfahrt besser. Nach zwei Stunden Skispaß und einem warmen Getränk ging es wieder zurück ins Hotel. Dort spielte Alexandra Mama Manu das Video vor. Manu weinte vor Glück und bedankte sich sehr bei uns, dass wir das ihrem Jungen ermöglicht haben. Am Abend saßen wir im Hotel ein wenig zusammen. Clair mit ihrem Mann überraschte die Familie und uns zum Abschied am Tisch in einem wunderschönen Weihnachtskostüm.

Am nächsten Morgen war Manu sehr schwach. Wir stimmten uns mit dem Palliativteam ab, dass sie das Frühstück am Bett einnimmt und wir nach entsprechender Medikation gleich alles ins Auto laden und zeitig losfahren. Pfarrerin Clair hatte im Hotel noch ein geweihtes Herz für Manu hinterlegt, um ihr Kraft zu geben. Das übergab die Chefin des Hause Manu persönlich im Auto, bevor wir die lange Rückreise nach Deutschland antraten. 

In die Häuslichkeit konnten wir Manu wegen ihres Gesundheitszustandes leider nicht mehr zurück bringen, so wie es vor Weihnachten geplant war. Unser Weg führte uns also auf die Palliativstation eines Krankenhauses. Beim Abschied von Manu liefen später schon ein paar Tränen. Aber Manu war sehr glücklich, dass sie das noch erleben durfte. So konnten auch wir zufrieden mit unserem Wünschewagen in die heimische Rettungswache nach Leipzig fahren.“

Diese lange Fahrt hätte der Wünschewagen Sachsen ohne viele Helfer*innen nicht durchführen können: Herzlichen Dank an alle, die auf dieser Reise unterstützt haben. Vor allem bedankt sich der sächsische Wünschewagen bei den beiden Wunscherfüller*innen Jacqueline und Markus für den großartigen Einsatz!