Ein ganz besonderer, ein schöner Tag…

„Chryst je stanył, Haleluja“ – Diese Botschaft der Auferstehung Christi tragen die sorbischen Kreuzreiter (Osterreiter) aus dem sächsischen Wittichenau schon seit fast 500 Jahren am Ostersonntag betend und singend in die benachbarten Gemeinden.

Joachim Kreuz war selbst 38 Jahre lang einer der treuen Osterreiter. Sein Herzenswunsch: 2022 bei der Osterprozession dabei zu sein, zusammen mit seiner ganzen Familie und mit Unterstützung des Wünschewagen-Teams aus Sachsen.

Wunscherfüller Michael und Rüdiger holten Fahrgast Joachim frühmorgens am Ostersonntag aus dem Hospiz Bischofswerda ab. Begleitet von Tochter Maria fuhr der Wünschewagen in Richtung Heimat nach Wittichenau. Nach dem Gottesdienst sammelten sich dort bei sonnigem Wetter über 400 Kreuzreiter mit ihren Pferden rund um die Kirche und in den angrenzenden Gassen. Viele Gäste aus der ganzen Lausitz bevölkerten die sonst so beschaulichen Straßen. Die erwartungsvolle Vorfreude nach langer Corona-Pause war auf dem gut gefüllten Kirchplatz für alle greifbar.

Wehende Kirchenfahnen in der Sonne, festlich gekleidete Reiter mit Zylinder und Gesangbuch, blumengeschmückte Pferde, leises Stimmengewirr von Freunden, Nachbarn und Besuchern. Die feierliche Atmosphäre dieses Ostertags mochten alle in sich aufnehmen, wie uns Maria später schrieb: „Behutsam wurde mein Vater von Michael und Rüdiger aus dem Wünschewagen transportiert und bereits kurz darauf hielten immer mehr Freunde und Bekannte an, um ihm ein frohes Osterfest zu wünschen. Sogar die befreundeten Osterreiter kamen bis zu ihm ans Bett geritten, um ihn zu begrüßen, sodass er die Osterpferde für einen Augenblick streicheln konnte – ein Moment, der für alle Beteiligten sehr rührend und emotional war.“

Nach der Übergabe von Kirchenfahnen und Kreuz durch den Pfarrer umrunden die Kreuzreiter immer dreimal die Kirche. Danach führt jedes Jahr die Osterprozession bis nach Ralbitz, bevor sie nachmittags wieder zur Abschlussandacht zurück nach Wittichenau kommt. Begleitet wurden alle Osterreiter dieses Jahr auch mit den guten Wünschen von Joachim und seiner Familie. Vorbei am frischen Grün der Felder und Wiesen trugen die Reiter mit ihrem Glaubensbekenntnis an diesem Sonntag wieder die ganz besondere Botschaft von Frieden, Liebe und Hoffnung. Was könnte man sich mehr wünschen in dieser Zeit?

„Im Anschluss der Prozession lud der Pfarrer von Wittichenau unseren Vater noch einmal in die Kirche ein, um die heilige Kommunion zu empfangen und ihn zu segnen. Gemeinsam lauschten wir dem Eröffnungslied des Gottesdienstes und führten dann unsere Reise fort. In Sollschwitz konnten wir uns eine weitere Osterreiterprozession anschauen. Erneut hielten einige Reiter an, um meinen Vater die Hand zu reichen. Bereits ein wenig erschöpft von den aufregenden Eindrücken, ging es dann noch nach Horka zum gemeinsamen Mittagessen und gemütlichem Beisammensitzen mit der Familie. Glücklich und zufrieden musste mein Vater dann erst einmal wieder neue Kräfte im Mittagsschlaf schöpfen. Nach einem anstrengenden, aber sehr gelungenen und wunderschönen Tag wurde dann die Rückreise ins Hospiz angetreten. Mit Michael und Rüdiger konnten wir uns keine besseren Wegbegleiter für diesen aufregenden Tag wünschen. Einfühlsam, umsorgend und immer einem lustigen Spruch auf den Lippen, wichen sie meinem Vater die gesamte Zeit über nicht von der Seite. Alle Wünsche wurden in die Tat umgesetzt und ermöglicht. Wir sind den beiden sehr dankbar für die schöne gemeinsame Zeit und hoffen, dass auch sie Freude hatten an diesem sonnigen Ostersonntag in der Oberlausitz und wünschen ihnen von Herzen alles erdenklich Liebe und Gute.“

Die freudige Stimmung zum Ostersonntag und die herzliche Aufnahme in der Familie hat auch die beiden Ehrenamtlichen Michael und Rüdiger stark berührt. Wunscherfüller Michael fasste die Fahrt später zusammen: „Ein ganz besonderer, ein schöner Tag mit vielen sehr schönen Begegnungen.“

PS: Als diese Wunschanfrage kurz vor Ostern Projektkoordinatorin Katrin in Leipzig erreichte, dachte sie, dass eine Fahrtbegleitung für den Ostersonntag nicht einfach wird. Doch Michael und Rüdiger waren gern bereit, ihren freien Tag dafür einzusetzen. Auch ihre Familien tragen das ehrenamtliche Engagement immer mit. Dafür bedanken wir uns herzlich! Ein großer Dank für die Vorbereitung geht ebenfalls an die Pfarrgemeinden St. Mariä Himmelfahrt in Wittichenau und St. Katharina in Ralbitz sowie den Polizeistandort Wittichenau. 

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