Aus der Dunkelheit ins Licht…

„Das wird schwer“, war so ziemlich das erste, was Wünschewagen-Koordinator Jürgen Müller aus dem Saarland bei dem Anruf dachte. Gemeldet hatte sich eine junge Frau aus Neunkirchen. Ihre Mutter, final an Krebs erkrankt, wollte so gern die Christmette in St. Marien Neunkirchen besuchen.

Ein letztes Mal. Viele Erinnerungen hingen daran, die Messe hatten sie immer als Familie besucht. „Können Sie uns helfen?“ Alleine sei dies nicht mehr zu bewerkstelligen, da die halbseitig gelähmte Frau nur liegend transportiert werden kann.

Für unser Wünschewagen-Team im Grunde kein Problem. Die Entfernung vom Neunkircher Hospiz zum Hüttenberg war ein Katzensprung. Und auch die aktuellen Corona-Verhaltensregeln erlaubten unter 2G+ den Aufenthalt in der Kirche. Nur: Wer sollte die Fahrt übernehmen – am 24. Dezember? Doch es kam ganz anders: „Im Endeffekt traf sogar der entgegengesetzte Fall ein, denn es fand sich sehr schnell ein Team“, freute sich Müller. „Aline und Maik Ganster waren die ersten, die sich meldeten.“ Kompetenz im Doppelpack: Er Krankenpfleger, sie Krankenpflegerin. Auch mit der Kirchengemeinde war alles schnell geklärt: Ein kurzes Treffen mit Diakon Oswald Jenni genügte und alles war besprochen.

Wünsche gibt es zu jeder Zeit. Und besonders in der Zeit der guten Wünsche steht auch unser Wünschewagen nicht still. So startete das Ehepaar Ganster an Heiligabend seine besondere Mission. Mit dem medizinisch bestens ausgerüsteten Wünschewagen holten sie ihren 59-jährigen Fahrgast im Fliedner Hospiz Neunkirchen ab, wo sie schon von der kleinen Ausflugsgesellschaft erwartet wurden. Kaum war die Hauptperson an Bord, ging es los. Schon fünf Minuten später parkte der Wünschewagen vor St. Marien. Zeitlich war es eine Punktlandung. Bestand doch noch Gelegenheit, einige Personen zu begrüßen, bevor man die Hospizbewohnerin diskret in das Seitenschiff fuhr und die Christmette startete.

Diese hat in der Marienkirche eine ganz besondere Tradition und Dramaturgie, erläuterte Oswald Jenni. Lautete doch das Motto gemäß Jesaja, Kapitel 9: „Aus der Dunkelheit zum Licht“. Zunächst war die ganze Kirche in Finsternis getaucht, erhellte sich dann nach und nach, bevor alles hell erstrahlte. Im Verlauf des Gottesdienstes trug ein Messdiener das Friedenslicht von Bethlehem zur Krippe. Festlich wurde die Stimmung nicht zuletzt durch die musikalische Gestaltung, majestätisch und erhaben ergänzte sich das Spiel von Kantor Jan Brögger an der Orgel und Solotrompeter Christian Deuschelt.

All das durfte unser Fahrgast noch einmal erleben. „Sie ist eine im besten Sinne des Wortes fromme Christin, die fast täglich die Kirche besuchte“, so Jenni. „Noch einmal in St. Marien mit ihrer Gemeinde zu feiern und zu beten, war für sie ein Geschenk des Himmels.“ Nach der Messe gab es noch das eine oder andere Gespräch – dann ging es nach gut drei Stunden zurück zum Hospiz. Dort hatte der Hund der Familie geduldig auf die Rückkehr gewartet. Hier blieb Zeit für eine herzliche Verabschiedung.

Dann verschwand der Wünschewagen aus dem Saarland in der milden Dezembernacht…