Ein Spätsommertag im Zoo

Siegfried ist 70 Jahre alt und lebt aufgrund seiner nicht heilbaren Krebserkrankung bereits seit einigen Monaten im Hospiz in Aachen. Seine Tierliebe führte ihn im Laufe seines Lebens in zahlreiche Zoos und Tierparks in ganz Deutschland.

Als er hörte, dass hinter der holländischen Grenze – nicht weit entfernt von Aachen – ein Zoo existiert, den er noch nicht gesehen hatte, war sein Wunsch klar: Er möchte einen Tag im GaiaZOO in Kerkrade verbringen.

Die Wünschewagen-Koordinatorin unseres Teams aus dem Rheinland, Judith Bielz, berichtet für Euch:

„Ich hatte gerade erst als Koordinatorin des Wünschewagens Rheinland angefangen, als mich seine Wunschanfrage erreichte. Schon beim Telefonat mit ihm merkte ich, dass ich es hier mit einem sehr bescheidenen, dankbaren und überaus freundlichen Menschen zu tun habe. Er war mir auf Anhieb sympathisch und ich wollte ihn gerne persönlich kennenlernen und seine Wunschfahrt selbst begleiten.

Schnell waren zwei weitere Ehrenamtliche gefunden, die mich auf meiner ersten Fahrt begleiten wollen. Gemeinsam mit Michael und Marion ging es dann an einem wunderschönen, sonnigen Spätsommertag am frühen Morgen mit dem Wünschewagen von Erftstadt nach Aachen. Ich muss zugeben, ich war ganz schön aufgeregt. Wird alles klappen? Wird Siegfried den Tag genießen können? Haben wir an alles gedacht?

Als wir ankommen, merke ich schnell, dass ich nicht die Einzige bin, die aufgeregt ist. Angesichts der Besonderheit dieses bevorstehenden letzten Ausfluges liegt bei allen Beteiligten eine freudige Nervosität in der Luft, als wir unseren Fahrgast gemeinsam mit seinem ehrenamtlichen Begleiter „Paulchen“ vom Hospiz in Aachen abholen. Alle freuen sich auf den Tag und die einstündige Fahrt zum Zoo vergeht wie im Fluge.

Der Eintritt wird uns vom Gaia Zoo geschenkt und wir betreten lächelnd und bei schönstem Sonnenschein den Tierpark. Verschlungene Pfade führen uns zu Affen, Erdmännchen und Giraffen. Siegfried hält alles genau mit seiner Kamera fest. ‚Damit ich im Hospiz allen zeigen kann, welche Tiere ich gesehen habe und mich an den Tag erinnern kann.‘

Nach schönen Stunden mit kleinen Pausen bei Pommes und Eis geht es dann schließlich wieder zurück ins Hospiz. Dort werden wir noch auf Kuchen und Kaffee eingeladen und keiner will nach diesem besonderen Tag so richtig ‚Tschüss‘ sagen. Der Abschied fällt schwer, denn alle wissen: Ein Wiedersehen wird es leider nicht geben.

Mir bleibt meine erste Wunschfahrt tief im Gedächtnis und im Herzen. Es waren unglaublich wertvolle Stunden, in denen man die Kostbarkeit des Lebens spürt wie selten sonst. Dankbar und demütig erinnere ich mich gerne daran zurück.“