Als begeisterter Fan der Shanty-Rock-Band „Santiano“ hatte sich unser weiblicher Fahrgast bereits Karten für das Konzert auf der Loreley gekauft. Leider kam es kurz vor dem Konzert zu einer gravierenden Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes, sodass die Verlegung in ein stationäres Hospiz anstand. Doch auf den großen Traum verzichten? Keineswegs!
Über die Palliativstation wurde kurzfristig alles mit unserem Wünschewagen-Team aus Rheinland-Pfalz geregelt und schon am Tag nach dem Einzug in das Hospiz konnte es losgehen.
Wunscherfüllerin Regine berichtet für Euch:
„Wir wurden bereits aufgeregt erwartet, unser Fahrgast saß strahlend im Rollstuhl, wechselte aber dann doch recht schnell auf die Trage, da die Hitze ihr Kreislaufprobleme bereitete.
Die Fahrt am Freitagnachmittag verlief angenehm. Bei traumhaftem Sommerwetter und am Ende doch noch funktionierender Klimaanlage im Fahrgastraum – der richtige Knopfdruck half weiter – erreichten wir am frühen Abend das Rheinufer in St. Goar. Von hier aus ging es mit der Fähre auf die andere Rheinseite.
Wir hatten noch viel Zeit und konnten gemütlich Richtung Loreley weiterfahren, mit bestem Blick auf den Rhein. Am Ziel erwartete man uns bereits und wir durften in einem für uns abgegrenzten Bereich mit fantastischem Blick oberhalb der Bühne stehen.
Für mich war es die erste Wunschfahrt und so erlebte auch ich persönliche Highlights. Man hatte uns einen Ansprechpartner genannt, zu dem wir vor Ankunft Kontakt aufnehmen sollten: Herrn Lautenschläger, der Verantwortliche rund um die Loreley-Freilichtbühne. Er sorgte dafür, dass wir auf direktem Wege in den für uns vorgesehenen Bereich fahren durften und war in jeder Situation immer für uns da. Besonders am Ende des Abends sollten wir das noch erfahren dürfen…
Kurz vor Beginn des Konzerts wurden wir hinter die Bühne gerufen. Dort hatte ein ‚guter Geist‘ das Zusammentreffen mit den Musikern eingefädelt. Unser Fahrgast stand im Mittelpunkt, wurde von jedem herzlich begrüßt und als Highlight bekam sie ein Santiano-Shirt überreicht. Unglaublich emotionale Momente für alle! Zum Abschied noch einmal gedrückt und umarmt und dann hieß es für alle ‚Auf bzw. neben die Bühne!‘.
Mit bester Sicht auf die Großbildleinwand und den Abendhimmel genoss unser Fahrgast das Konzert sichtlich. Die Familie und ihre Freundinnen teilten diesen besonderen Abend innig-vereint mit ihr, während wir uns etwas im Abseits aufhielten.
Aber Santiano und die besondere Stimmung hatten eine solch positive Wirkung, dass eine Bedarfsmedikation zusätzlich zur Schmerzpumpe den ganzen Abend kein Thema war. Was Glückshormone doch ausmachen können…
Mit Herrn Lautenschläger war vereinbart worden, dass wir uns kurz vor Ende des Konzerts mit dem Wünschewagen auf den Rückweg machen sollten, um dem Abreise-Chaos zu entgehen. Die Polizei wollte uns Geleitschutz geben, damit wir auf direktem Wege auf die Straße kommen. Doch der beste Plan nützt nichts, wenn die Technik streikt und das war in diesem Falle die des Wünschewagens. Er sprang nicht mehr an, egal wie sehr wir uns das wünschten.
Auch hier war Herr Lautenschläger an unserer Seite, indem er Helfer organisierte. Selbst Polizei und Feuerwehr versuchten am Wünschewagen ihr Glück, leider ohne Erfolg. Parallel dazu bemühte Herr Lautenschläger sich, für uns eine Möglichkeit zu finden, dass unser Fahrgast wieder zurück ins Hospiz fahren konnte. Denn nach so vielen Stunden war auch die Trage nicht mehr bequem und der Wünschewagen streikte noch immer.
Am Ende wurde jedoch alles gut. Familie und Fahrgast durften mit der Johanniter Unfallhilfe Rheinhessen zurückfahren. Diese hatten sich so sehr bemüht, dies möglich zu machen. Und es gelang sogar – dank Polizeibegleitung – direkt auf die Fähre zu kommen, sodass alle glücklich wieder zuhause ankamen.
Ein ganz großes Dankeschön an unseren ‚persönlichen Wunscherfüller‘ Ulrich Lautenschläger, die Mitarbeiterinnen des Sanitätsdienstes der Johanniter, und an all‘ die lieben und hilfsbereiten Menschen, die uns an diesem Abend unterstützt haben!
Wie heißt es so oft? ‚Das Beste kommt zum Schluss!‘ So auch bei uns. Nach knapp zwei Stunden vergeblichen Wartens auf den Pannendienst sprang unser Wünschewagen dann doch noch an und auch wir konnten uns auf den Rückweg machen.
Am nächsten Morgen machten wir noch einen Besuch im Hospiz, um uns persönlich von unserem Fahrgast zu verabschieden. Sie hatte nach dem großen Abenteuer gut geschlafen und freute sich über den handbemalten Stein, den wir ihr zur Erinnerung überreichten. Schöner Abschluss einer glücklichen Wunschfahrt und wir traten zufrieden den Heimweg nach Worms an.“