„Ganz großes Kino!“ Dies waren die ersten Worte unseres Fahrgastes, als er an seinem Wunschort angekommen war. Welche Bedeutung hinter diesen Worten steckt, kann man erst erahnen, wenn man erfährt, wohin die Reise ging.
Unsere Wunscherfüllerin Silke berichtet von einer Fahrt im Mai, die für sie eine der schönsten Wunschfahrten mit dem Wünschewagen Rheinland-Pfalz war:
„Unser Fahrgast hatte den sehnlichen Wunsch, noch einmal den Wald besuchen zu können. Sein Wunschziel war der Friedwald bei Schloss Monrepos (Neuwied) – dort wollte er den Baum besuchen, den die Familie für sich als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte.
Begleitet von seiner Ehefrau, einer Schwägerin und der betreuenden Palliativfachkraft holten mein Kollege Olaf und ich Bernd* zu Hause ab und brachten ihn zunächst zum Parkplatz in der Nähe des Friedwaldes. Dort wartete bereits der Förster auf uns. Da unser Fahrgast nicht mehr sitzen und nicht im Rollstuhl gefahren werden konnte, geleitete uns der Förster so weit wie möglich mit dem Wünschewagen in den Wald hinein.
Auf einem kleinen Waldweg, mitten im grünen Buchenwald, holten wir Bernd auf der Trage vorsichtig aus dem Wagen. Und als er sich da so mitten im Wald vorfand, waren seine ersten Worte: ‚Ganz großes Kino!‘
Es war für uns sehr beglückend zu sehen, wie gut ihm dieser Aufenthalt im Wald tat: inmitten von Vogelgezwitscher und frischem Maigrün. Teils hatte er die Augen zu, teils auf und genoss den Augenblick mit allen Sinnen.
Er war früher sehr oft mit seiner Frau in diesem Wald unterwegs gewesen. Aber durch seine Erkrankung war es ihm fast von heute auf morgen so schlecht ergangen, dass er nicht mehr raus konnte und zuletzt nur noch im Bett gelegen hatte. Er erzählte, dass er an diesem Tag, seit Februar, zum ersten Mal wieder die Sonne gespürt habe.
Die Ehefrau hatte für alle Kaffee und Kuchen mitgenommen und es gab ein kleines Picknick mitten im Wald. Nach einer ganzen Weile sind wir dann mit der Trage und unserem Fahrgast durch den (zum Glück trockenen) Wald direkt bis vor den Baum der Familie herangefahren. Es war ziemlich holprig, doch alle packten an der Trage mit an, so dass wir das Ziel erreichten.
Bernd war sehr berührt und für eine ganze Weile war er mit seiner Frau in der Betrachtung der Buche versunken. Bei diesem Aufenthalt im Wald herrschte eine ganz besonders friedliche, harmonische Atmosphäre, die uns allen sehr gut tat. Zwischendurch rollten auch mal ein paar Tränen – aber das durfte einfach sein und passte für uns alle.
Was mich bei dieser Wunschfahrt sehr berührt hat, war die bescheidene, vornehme und dankbare Art dieses Ehepaares. Und sehr beeindruckend war auch, dass Bernd sich offensichtlich sehr mit seinem Sterben und dem Tod auseinandergesetzt hatte. Er konnte nur sehr leise sprechen, aber seine wenigen Äußerungen über das ‚Danach‘ lassen mich das erahnen. Es war sogar so, dass ich mich eigentlich nach der Wunschfahrt als die Beschenkte gefühlt habe. Und - um es mit den Worten meines Wünschewagen-Kollegen zu sagen: ‚Es war uns eine Ehre, diesem Mann seinen Wunsch zu erfüllen und ihn begleiten zu dürfen.‘
Wir hoffen sehr, dass diese Wunscherfüllung unserem Fahrgast und seiner Ehefrau wertvolle Erinnerungen und Kraft geschenkt hat.“
*Name geändert