Wunschfahrt zum Steinhuder Meer

„Am 9. November durften wir als Wunscherfüller wieder eine letzte Reise begleiten. Früh morgens brachen wir vom Wünschewagen-Standort in Kassel auf und machten uns auf den Weg zum Hospiz, wo unser Fahrgast bereits mit ihrer Tochter wartete.

Der Wunsch, den wir heute erfüllen sollten, lautete: noch einmal das Meer sehen, das Rauschen der Wellen hören und in die Ferne blicken. Leider war eine weite Fahrt an die Nord- oder Ostsee gesundheitlich nicht möglich. Also entschieden wir uns, stattdessen das Steinhuder Meer zu besuchen.

Als wir am Hospiz ankamen, strahlte uns unser Fahrgast bereits mit einem Lächeln entgegen. Sichtlich berührt und voller Vorfreude ließ sie sich in den Wünschewagen helfen, eingewickelt in die warme Sternendecke. Während sie das liebevoll eingerichtete Innere des Wagens betrachtete, fanden wir den passenden Radiosender – und schon konnte die Reise beginnen.

Am Steinhuder Meer war die Freude unseres Fahrgastes schließlich nicht mehr zu übersehen. Ihr Lächeln, die strahlenden Augen – es war, als erfüllte allein der Anblick des Wassers einen Herzenswunsch. Wir steuerten die Strandterrasse an und genossen dort ein gemeinsames Mittagessen. Es dauerte nicht lange und die restliche Familie, drei Enkelkinder und sogar ihre Urenkelin, kam ebenfalls dazu. Es war ein unvergesslicher Moment: Vier Generationen vereint an einem Ort, um diesen besonderen Tag gemeinsam zu erleben. 

Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zur Promenade. Unser Fahrgast, eingehakt bei ihren Enkeln, schlenderte mit uns am Ufer entlang, während der Rollstuhl vorsichtshalber als Backup mitgeführt wurde. Die See erstreckte sich endlos unter dem Himmel, Möwen kreisten über uns, begleitet vom Rauschen des Windes, der frische Wellen ans Ufer trug. Der Anblick des Wassers, die kühle Luft – all das schien dem Fahrgast Kraft und Ruhe zugleich zu schenken.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang war es an der Zeit, der zweiten großen Leidenschaft unseres Fahrgastes nachzugehen: Nusseis. Wir kehrten in ein gemütliches Café ein, ließen uns nieder und stärkten uns mit Eis und Waffeln. Der Nachmittag neigte sich dem Ende entgegen und langsam machten wir uns auf den Rückweg zum Wünschewagen. Doch ein letzter Wunsch blieb: ein frisches Fischbrötchen an der Strandpromenade.

Leider war der Verkäufer schon dabei, zusammenzupacken. Die Auslage war fast leer und er bot uns nur noch ein Getränk an. Aber das ließ sich unser Fahrgast nicht nehmen. Sie blickte ihn freundlich, aber bestimmt an und sagte: ‚Du machst uns jetzt nochmal ein Fischbrötchen, ne?‘ Ihr Charme war unwiderstehlich und der Verkäufer konnte nicht anders, als ihrem Wunsch nachzukommen. So konnten wir schließlich doch noch unser Fischbrötchen mitnehmen, bevor wir den Wünschewagen für die Heimfahrt bestiegen. 

Zurück im Wagen, wieder eingekuschelt in die Sternendecke, genoss unser Fahrgast jeden Bissen ihres Fischbrötchens und ließ die Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren. Während der Rückfahrt schlief sie immer wieder ein, für einen Moment in friedliche Erinnerungen vertieft.

Es war ein Tag voller kleiner, kostbarer Momente: die warme Umarmung der Familie, das leise Flüstern des Seewinds, der Geschmack des Nusseises und die Zufriedenheit eines erfüllten Wunsches. Ein Tag, der uns allen in Erinnerung bleiben wird und uns daran erinnert, warum wir diese besonderen Fahrten begleiten: um letzte Wünsche wahr werden zu lassen…“ 

Ein Bericht von Martin und Janis, Wunscherfüller aus Hessen.