Eine letzte Fahrt nach Bremen, um die Verwandtschaft zu besuchen...

Unser Fahrgast ist 59 Jahre alt und eines von fünf Geschwistern. Im Oktober letzten Jahres ließ er sich wegen gesundheitlichen Beschwerden untersuchen, dabei wurde eine schwere Krankheit im Endstadium festgestellt.

„Um 8.30 Uhr waren wir, Marc, Sandy und ich, mit dem Wünschewagen und dem Begleitfahrzeug pünktlich am Hospiz in Frankenberg. Wir trafen unseren Fahrgast beim Frühstück an und sogleich ergaben sich angenehme Tischgespräche. So konnte der Tag starten!

Seine Mutter sollte als Begleitperson gegen 9 Uhr am Hospiz dazu stoßen. Sie kam allerdings nicht. Als sie angerufen wurde, war sie ganz aufgelöst, da sie ihren Autoschlüssel verlegt hatte und daher nicht selbst fahren konnte. Aber das sind für uns nur Aufgaben, keine Probleme. Kurzerhand holte ich sie mit unserem Begleitfahrzeug ab und die Situation beruhigte sich. So konnte die gemeinsame Fahrt mit etwas Verspätung beginnen. Die Fahrt lief, wie es sich gehört, diszipliniert und reibungslos. 

Bei unserem Snack-Zwischenstopp kam eine fremde Frau auf mich zu, drückte mir die Hand und sagte: ‚Ich finde toll, was Ihr macht, ich komme selbst aus der Pflege.' Was für eine großartige Begegnung und kommunizierte Wertschätzung! 

Kurz vor unserem Hotelziel dann das nächste Highlight: Wir mussten mit der Fähre über die Weser setzen. Ein für uns alle spannendes und nicht alltägliches Erlebnis. Im Hotel, gleichzeitig der Familientreffpunkt, kamen wir gegen 16.30 Uhr an. Unser Fahrgast und seine Mutter wurden schon erwartet. Eine seiner Schwestern und eine Tante waren das Empfangskomitee. Die Wiedersehensfreude nach vielen Jahren war groß, man hatte sich viel zu erzählen. Wir hielten uns im Hintergrund, brachten die persönlichen Sachen für alle auf die Zimmer und parkten die beiden Autos.

Anschließend ging es gemeinsam in ein Café. Wir überließen die Familie sich selbst, saßen abseits und freuten uns über die gelungene Fahrt. Die Bedienung erkannte uns als Ehrenamtliche des Wünschewagens und als wir ihr ein gemeinsames Foto anboten, war sie überrascht und freute sich sehr.

Danach ging es weiter zum Abendessen in ein türkisches Restaurant. Auch hier hielten wir uns im Hintergrund und ließen uns das leckere Essen schmecken. Unser Fahrgast und seine Mutter standen im Mittelpunkt und die Familie genoss sichtlich die kostbare gemeinsame Zeit. Wir wurden zum Essen eingeladen und durften zusätzlich noch 2 x 50 Euro als Spende für den Wünschewagen entgegennehmen. Vielen herzlichen Dank! 

Die Runde ließen wir dann gemütlich in der Hotellobby ausklingen. Schließlich bezogen wir alle zufrieden und müde unsere Hotelzimmer.

Nach dem Frühstück ging es auf die Rückfahrt. Der Fahrgast hatte auf der Hinfahrt in der Nähe des Hotels einen Kiosk gesehen und wollte noch Souvenirs kaufen. Doch trotz intensiver Bemühungen konnte besagter Kiosk nicht ausfindig gemacht werden. Alle anderen angefahrenen Alternativen führten leider nicht zum gewünschten Erfolg. So ging es etwas später als geplant zurück.

Bei unserer ersten Rast an einer Tankstelle kam wieder eine unbekannte Frau an unser Fahrzeug, drückte uns eine Spende von 20 Euro in die Hand und lobte unsere Arbeit. Wie schön! Das Glück ging weiter. Mit meinem Tankstellenbeleg hatte ich als zwanzigster Nutzer einen Kaffee gewonnen! Was will man mehr? 

Unsere Mittagspause machten wir an der Raststätte in Göttingen. Auf dem Parkplatz neben uns stand ein Reisebus. Ein Mann kam auf uns zu und erkundigte sich nach dem Wünschewagen. Nachdem Marc ihm Einzelheiten berichtet hatte, bedankte er sich und zollte uns ehrlichen Respekt für diese wichtige ehrenamtliche Aufgabe. Tue Gutes und rede darüber. Immer wieder schön...

Wir waren mit unseren beiden Fahrgästen wohlbehalten gegen 18 Uhr zurück am Hospiz. Nachdem wir unseren Fahrgast in die Obhut des Hospizes übergeben hatten, fuhren wir anschließend noch die Mutter nach Hause. Gelebter Full-Service – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gegen 21 Uhr erreichte der Wünschewagen vollgetankt und unversehrt wieder seinen Heimathafen.

Es war wieder einmal eine besondere, 950 Kilometer lange Wunschfahrt. Vieles ist nicht planbar und muss und wird spontan vor Ort geklärt und gelöst. Mit dem gesamten Wünschewagen-Team ist das allerdings eine Herzensangelegenheit und lediglich eine erwünschte Herausforderung."

Diese Wunschfahrt wurde, wie im Übrigen alle anderen Fahrten auch, von besonderen Menschen vorbereitet, von besonderen Menschen begleitet und für besondere Menschen durchgeführt...

Ein Bericht von Dirk, Wunscherfüller aus Nordhessen.