Edwin Schmelter (genannt „Eddi“) aus Königslutter hat nicht mehr lange zu leben. Er ist schwerst an Krebs erkrankt. Das Team vom niedersächsischen ASB-Wünschewagen hat der 63-Jährigen jetzt noch einmal an seinen letzten großen Sehnsuchtsort begleitet: der Kaiserdom, wo die Orgel nur für ihn gespielt hat.
Als Eddi auf der Rolltrage in den Kaiserdom geschoben wird, setzt auf der großen Empore die Orgel ein, schickt ihren Klang in das weitläufige Kirchengebäude. Ihre Töne gehen mitten ins Herz, zaubern dem 63-jährigen Palliativpatienten ein Lächeln ins Gesicht. Und lassen bei Familienmitgliedern und alten Weggefährten, die an diesem Tag „Eddi“ zu Ehren in den Dom gekommen sind, die Tränen in die Augen treten. Sie alle wissen, wie sehr er es sich gewünscht hatte, diese besonderen Klänge noch einmal hören zu dürfen. Bis ganz nach vorn zum Altar wird Eddi von unseren Wunscherfüllern Marc-Oliver und Andrea begleitet. Dort erwartet ihn bereits Pastorin Ann-Kathrin Rieken. Für Eddi, der sich so viele Jahre ehrenamtlich für die Stiftskirche engagiert, regelmäßig Aufsichtsdienste übernommen hat und – um seine Verbundenheit zu zeigen – sogar aus der katholischen Kirche ausgetreten ist, hält sie einen „Minigottesdienst“. Und findet dabei sehr wertschätzende, liebevolle Worte.
Währenddessen guckt sich Eddi immer wieder um. Er scheint den prächtigen Kirchenraum in seiner einzigartigen Schönheit in sich aufzusaugen, jedes noch so kleine Detail der wertvollen Malereien ein letztes Mal betrachten zu wollen.
Immer an seiner Seite: Ex-Kollegin und Freundin Sabine Lippelt, die sich mit Eddis Herzenswunsch an uns gewandt hat. Sie ist auch Stunden nach dem Dombesuch noch ganz ergriffen von diesem besonderen Moment, sagt: „Eddi war die letzten Wochen kaum noch ansprechbar, immer abwesend. So munter und fröhlich wie heute, habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.“ Nach dem Gottesdienst und der exklusiven musikalischen Darbietung, an der sich auch zwei Mitglieder des Domchors beteiligt haben, treten Eddis Wegbegleiter einzeln und mit viel coronabedingten Abstand an die Wünschewagen-Rolltrage, wechseln ein paar Worte mit ihm. Für jeden von ihnen hat er etwas vorbereitet – persönliche Geschenke mitgebracht, kleine Briefe geschrieben. Eddi hat Abschied genommen.
Ehe es zurück in die Pflegeeinrichtung geht, will er den Wunscherfüllern unbedingt noch den berühmten Jagdfries an der Außenfassade der ehemaligen Benediktinerklosterkirche zeigen. Dort sprudelt sein tiefgründiges Wissen nur so aus ihm heraus. Und dann muss er natürlich noch ein letztes Mal zur uralten Linde, die neben dem Kirchenschiff steht und die zum Baubeginn des Doms 1135 an einer Richtstätte gepflanzt worden sein soll – und damit weit über 900 Jahre alt wäre.
Dann steht aber wirklich die Rückreise an. Doch der 63-Jährige macht auf seiner „Abschiedstour“ noch einen letzten Halt mit dem Wünschewagen an der Eisdiele Venezia. Dort habe er bis zu seiner schweren Krebserkrankung fast täglich ein Erdbeereis genossen, vor allem aber „Zeit unter Freunden“ verbracht, verrät er Andrea und Marc-Oliver. Entsprechend tränenreich fällt das Wiedersehen mit den beiden Besitzern Marcello und Carla und ihrem Stammgast aus. Nach drei Stunden „unterwegs auf Wunschwegen“ geleitet unser Team Fahrgast Eddi schließlich wieder nach Hause. Und sehen dort als Letztes sein müdes und dennoch sehr, sehr glückliches und zufriedenes Gesicht.
Wir bedanken uns von Herzen bei allen Beteiligten, die diese besondere Wunschfahrt an einen besonderen Ort mit uns gemeinsam möglich gemacht haben!