Ludwig macht Kurzurlaub im "Seelen-Hafen"

Ludwig, Gast im Hospiz Zum Guten Hirten, hat nicht mehr lange zu leben. Er ist schwerst an Krebs erkrankt. Unser niedersächsisches Wünschewagen-Team begleitete den 74-Jährigen jetzt noch einmal an seinen letzten großen Sehnsuchtsort: Das "Schaufenster Fischereihafen“ in Bremerhaven, wo er sich zum letzten Mal ein Fischbrötchen schmecken ließ.

Jessy beschreibt ihren Papa Ludwig als einen "Nein-Sager". Als einen, der anderen Menschen nicht zur Last fallen mag. Einer, dem es unangenehm ist, besondere Bedürfnisse einzufordern. Und so wäre diese bereits organisierte Wunschfahrt Mitte Juli fast an seinem spontanen "Nein" gescheitert. Denn zwei Tagen zuvor hatte Vater Ludwig plötzlich der Mut verlassen. Er wollte es nicht mehr wagen, mit unseren Wunscherfüller*innen nach Bremerhaven zu fahren.

Zum Glück kennt Jessy ihren Vater, weiß seine kleinen Eigenheiten zu nehmen. Sie bewahrte Ruhe, machte ihm Mut, hielt seine Träume von der Hafenstadt im Norden wach. Am Reisetag war sie dann mindestens genauso glücklich wie ihr Papa, als die Ehrenamtlichen Christian und Rolf mit dem Wünschewagen vor dem Hospiz in Rotenburg vorfuhren und die besondere Reisegruppe schließlich unverzagt in den Norden starten konnte.

An Bord: Ein fröhlicher und tief in Erinnerungen eintauchender Ludwig, der jedoch vor dem Ziel am Meer erst einmal ans Grab seiner vor neun Jahren plötzlich verstorbenen Frau Thekla wollte. Dort angekommen, erzählte er seiner großen Liebe unter Freudentränen, dass er ein letztes Mal an den Ort fahren würde, den das Paar früher so viele Male gemeinsam besucht und der ihnen stets so viel bedeutet hatte: das „Schaufenster Fischereihafen“ in Bremerhaven.

Dort nahm der 74-jährige Krebspatient, der wegen seiner Krankheit halbseitig gelähmt ist und auf der Wünschewagen-Rolltrage liegend reisen musste, alle maritimen Eindrücke intensiv auf und schloss sie fest im Herzen ein: Segelboote an der Schleuse. Das laute Kreischen der Möwen. Ein Bummel durch das nachgebaute Fischerdorf, sich im Strom der zahlreichen Besucher mittreiben lassen. Für Ludwig Genuss pur. Denn der Hafen sei für ihn wie ein Stück „Heimat für die Seele“, so berichtete er es unseren Wunscherfüllern.

Wie es sich für einen Halt im Hafen gehört, gab es für unseren Fahrgast und seine Begleiter Fisch satt und eine stilechte Wegzehrung in Form von Rollmops für die Rückfahrt im Wünschewagen. Auf dieser ermöglichte unser Team dann kurzentschlossen noch einen weiteren Zwischenstopp für ihren Gast und seine Tochter: Ganz spontan fuhren sie mit ihnen nach Achim, wo das Eigenheim der Familie steht und wo Ludwig noch einmal Abschied von seinem Zuhause nehmen konnte. Wir sind unendlich froh, dass aus Ludwigs anfänglichem "NEIN" schnell ein begeistertes "JA!" geworden ist und danken unseren Wunscherfüllern für ihren ehrenamtlichen Einsatz, der diesen emotionalen Wunschtag überhaupt erst möglich machte!