Jörg und die „Lange Anna"

Mitten aus der Nordsee ragt ein stolzer und auch ein bisschen trotzig anmutender Buntsandsteinfelsen: Helgoland! Für Jörg ist das zweigeteilte Eiland mit den bunten Hummerbuden, der „Langen Anna“, den Robben und Trottellummen seit über einem Jahrzehnt Wohlfühlplatz und Sehnsuchtsort Nummer 1. Unzählige Male machte er hier mit seiner Frau Frauke und dem 14-jährigen Sohn Lenny Urlaub. Er fotografierte Tiere und Landschaft, ließ die Seele baumeln. Hier war er glücklich. Anfang Juli besuchte der 49-jährige Hannoveraner zum letzten Mal seine Nordseeinsel – zum Abschiednehmen.

Der Familienvater ist schwerst an Krebs erkrankt, reiste mit unserem Wünschewagen und in Begleitung der beiden niedersächsischen Wunscherfüller Michael und Michael auf die 170 Hektar kleine Hochseeinsel. Dass Jörgs ganz großer Herzenswusch in Erfüllung gehen konnte – ein Gemeinschaftswerk, bei dem schon die zweieinhalbstündige Anreise mit der Fähre zum echten Erlebnis wurde! Im Tragestuhl geleitete unsere Crew Jörg über die schmale Gangway an Bord der „MS Helgoland". Dort war unsere besondere Reisegruppe Gast – die Reederei Cassen Eils ermöglichte uns die Überfahrt kostenlos und sorgte zudem dafür, dass es für Jörg und seine Begleiter einen diskreten Rückzugsort zur medizinisch-pflegerischen Versorgung gab. Vielen Dank dafür!

Bei der Ankunft im Hafen stand für unsere Reisenden dann das nächste wunderbare Helferlein bereit: Vor der Kulisse der kunterbunten Hummerbuden wartete Claus von der "Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein" (RKiSH) mit dem Reserve-RTW der Insel und sorgte für den sorgenfreien Transport ins Oberland der Insel.

Dort konnten Familienvater Jörg und seine Herzensmenschen auf dem rund drei Kilometer langen Klippenweg den so sehr geliebten grandiosen Ausblick auf die „Lange Anna“ und die brütenden Vögel genießen. Sie machten es sich auf einer breiten Bank mit Panoramablick gemütlich. Und konnten es hier noch ein letztes Mal zulassen – dieses Gefühl, auf „ihrer“ Insel sofort entschleunigen, zur Ruhe kommen zu können. Sicherlich nahm dort auch die Wehmut neben ihnen Platz. Denn eigentlich hatten sich Jörg und Frauke fest vorgenommen, irgendwann einmal ganz nach Helgoland zu ziehen – dann, wenn das Kind aus dem Haus ist...

Traurige Gedanken hatten an diesem Wunschtag ansonsten wenig Raum. Fröhlich ging es zu. Unbeschwert. Auch, als die ganze Gruppe noch einen Abstecher zum kleinen roten Ferienhaus machte, in dem die Familie früher so viele wunderschöne Urlaube verbringen durfte. Mit einem entspannten Restaurantbesuch und anschließender Fahrt mit dem RKISH-RTW zurück zur Fähre endete der Ausflug nach Helgoland schließlich.

Wir freuen uns, dass sich Jörg und seine Familie uns anvertraut haben. Und bedanken uns ganz herzlich bei allen Möglichmachern, die uns bei dieser wunderbaren Reise, bei der auch wir im wahrsten Sinne des Wortes Neuland betraten, unterstützten!