Bauer Willi besucht ein letztes Mal seinen Hof

Der Bauernhof im Calenberger Land ist für Willi ein Ort mit langer Vergangenheit. Eine, die weit in seine Familiengeschichte hineinreicht: Seine Urgroßeltern haben ihn aufgebaut. Hier haben er und seine Frau die gemeinsame Tochter großgezogen, die Enkelin aufwachsen sehen. Bis zur Krebsdiagnose hat der 85-jährige Landwirt hier seine Tiere versorgt, den Gemüsegarten gepflegt. Jetzt lebt er im Hospiz. Und denkt die ganze Zeit an Zuhause. Das Wünschewagen-Team hat den Palliativpatientin noch einmal auf seinen Hof begleitet.

Sofort hatte Willi zugestimmt, als Enkelin Aileen zwei Tage zuvor erzählt hatte, dass es durch den Wünschewagen vom ASB noch einmal die Möglichkeit gibt, ein letztes Mal nach Hause zu kommen. Und dann flossen doch die Tränen, als die beiden Wunscherfüllerinnen Sarah und Andrea in seinem Hospizzimmer standen – Freude, Trauer, Aufregung: alles musste plötzlich raus.

Die geballte Ladung Emotionen legte sich dann ein wenig in den 45 Minuten Fahrzeit. Und flammte direkt wieder auf, als sich bei der Ankunft an Willis Sehnsuchtsort herausstellte, dass das Wohnhaus des Palliativpatienten doch weit verwinkelter ist, als von der Familie ursprünglich geschildert. Und dass damit ein Betreten des Gebäudes für den körperlich sehr eingeschränkten Willi auf der Wünschewagen-Rolltrage nur schwerlich machbar ist. Schwer, aber nicht unmöglich. Denn natürlich war so kurz vorm Ziel aufgeben und zurückreisen keine Option! Kurzerhand fanden Wunscherfüllerinnen, Enkelin, Ehefrau und Tochter mit viel Geschick und noch mehr Muskelkraft einen Weg. ASB-Helferin Sarah schildert das so: „Letztendlich sind wir dann über einen Abhang im Garten in den Wintergarten ,geschlittert‘. Relativ unelegant, mit `nem halben Kilo Rasen und unter Anstrengungen. Echte Frauenpower! Aber im Wintergarten, wo wir dann schließlich empfangen wurden, konnten wir erst einmal durchatmen. Der Raum hatte Außentemperaturen. Aber schon nach kürzester Zeit wurde es wärmer – vielleicht erwärmt durch die ganzen warmen Herzen die dort zusammensaßen und glücklich waren, dass doch alles geklappt hat, obwohl sie nicht dran geglaubt haben.“

Zum Mittag kam selbstgemachtes Gulasch mit Nudeln auf den Tisch – so, wie Willi sich das gewünscht hatte. Als unser Fahrgast dann müde wurde, machte sich Aufbruchsstimmung breit. Eine Sache wollte der 85-Jährige den Wunscherfüllerinnen aber vorher unbedingt noch zeigen: seinen letzten Traktor! Sarah: „Seit 1954 schon fährt er Traktor und war einer der Ersten im Ort, der sich damals einen gekauft hat.“ Und noch etwas liegt ihr am Herzen: „Was sonst noch wunderbar war an dieser Wunschfahrt: Es sollte den ganzen Tag regnen. Aber vom Moment an, als wir vom Hospiz losfuhren, schien die Sonne. Schien uns die ganze Zeit in den Wintergarten bis genau in dem Moment, in dem wir beschlossen zurückzufahren. Da kamen die ersten Regentropfen und der Wind begann zu toben. Es war ein bisschen so, als wollte das Wetter Willi die Erinnerung an seinen Bauernhof im Sonnenschein schenken…“