Sabine liebt Berge, die Aussicht, die Ruhe oben am Gipfel und die klare Luft. Sie wollte dies noch einmal mit Ihren Liebsten: Sohn René, ihrer Mutter und der besten Freundin genießen. So durfte das Team aus Ludwigsburg Ende Januar genau dies in die Tat umsetzen.
Das Ziel: die Zugspitze. Die 49-jährige lebt im Hospiz am Engelberg in Wangen und wartete schon sehnsüchtig auf die Wunscherfüller:innen. Es gab noch einen dicken Schlafsack mit auf die Trage, denn es erwartete sie –19 C° auf dem Berg.
"Siehst du, René? Jetzt macht sich meine eigene jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit irgendwie bezahlt." Sie erzählte auf der Hinfahrt von Ihrem langjährigen Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr. Es wurde viel gelacht und so verging die Zeit wie im Fluge. An der Zugspitze angekommen, wurde unsere kleine Reisegruppe bereits erwartet und direkt zur Gondel begleitet. Die 8-minütige Fahrt ging sehr schnell rum, da der Gondelführer viel Humor hatte und alle tief in ein Gespräch versunken waren. Die Aussicht aus der Gondel war trotz den Schneewolken wunderbar.
Als erstes wollte Sabine direkt auf die Aussichtsplattform. Dort hat es sehr sanft und langsam geschneit. Beim Blick auf das Gipfelkreuz meinte sie trocken: „ .. das hätten sie aber auch mal bissl vom Schnee freifegen können, wenn wir kommen. " Zum Aufwärmen ging es in das Gipfelrestaurant, wo wir einen separaten Raum für uns hatten. Trotz das Sabine seit langem nichts mehr isst, hatte sie Lust auf Pommes. Sie genoss das Kauen und den Geschmack sichtlich. In der Zwischenzeit nahm das Schneetreiben zu. Auf Wunsch von Sabine sollte es trotzdem noch einmal auf die Aussichtsplattform gehen. Dieses Mal waren wir allein und es entstand eine beeindruckende Stille. Man konnte spüren, wie Sabine die letzten Augenblicke auf dem Berg in sich aufsog.
Der Gondelführer war sehr berührt von unserer Begegnung, nachdem er uns wieder sicher ins Tal gebracht hat. Ein Dank geht an die Mitarbeiter:innen der Bayrischen Zugspitzbahn, die für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Zum Aufwärmen wurde im Wünschewagen erst mal die Heizung aufgedreht und der Prosecco aus der Minibar getrunken. Im Gespräch ging es um den Stellenwert vom Tod in unserer Gesellschaft. Sabine meinte, dass viele Menschen zu spießig seien. Sabine hatte dazu eine Anekdote aus ihrem Urlaub auf Bali: sie war zufällig an einer Beerdigung vorbeigekommen. Jeder war dort weiß gekleidet, hat getanzt, getrunken, gefeiert und sie und ihre Freunde auf der Feier willkommen geheißen. Ihr gefiel es, wie der Tod dort zelebriert wurde. Genau so hat sie bereits alles für ihren eigenen bevorstehenden Tod geplant und vorbereitet.
Im Hospiz angekommen, lag Sabine mit einem riesigen Lachen im Bett. Die Pflegekraft sagte, dass Sie Sabine lange nicht mehr so glücklich gesehen hat. „Ich bin früher viel wandern gegangen und habe die Ruhe und den Frieden in den Bergen genossen. Das heute nochmal erleben zu dürfen, die Stille und Einsamkeit auf der Zugspitze, allein innerhalb einer Schneewolke zu sein, die Schneeflocken, die in Zeitlupe fielen, war ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Dieser Frieden da oben hat mir sehr viel bedeutet.“, waren Sabines Abschiedsworte an die Ludwigsburger.