Einmal noch...nach Warnemünde

Frau Popper und Frau Otto sind seit mehr als 50 Jahren eng befreundet - seit sie gemeinsam die Ausbildung zur Krankenschwester absolvierten. Klar, dass Frau Otto ihre 68-Jährige Freundin nicht allein mit dem Wünschewagen an die Ostsee fahren ließ. Gestartet ist der kleine Reisetrupp am ASB-Seniorenzentrum Sofie Weishaupt in Schwendi. 

Am Morgen der Abreise fühlte sich unser Fahrgast nicht gut, die Fahrt wollte sie trotzdem machen. Und je näher sie dem Ziel kam, umso mehr blühte sie auf. Das Sprechen gelang ihr immer besser und das schwächere Bein konnte sie viel besser bewegen. Sie lächelte verschmitzt und sagte: „Mein Bein ist gar nicht mehr schwer.“ Und flugs zappelte sie mit beiden Beinen.

In Warnemünde angekommen war der erste Stopp nicht etwa das Hotel, sondern die Strandpromenade. Dort verstärkte Sohn Philipp die kleine Reisegruppe. Er war extra angereist, um die Zeit mit seiner Mutter zu verbringen. Unser Fahrgast strahlte vor Glück als sie ihren Sohn sah. Sie genossen die gemeinsame Zeit. 

Am Abend wurde gesellig im Hotel gegessen und noch lange erzählt. Es gab natürlich Fisch und ein eisgekühltes Bier durfte auch nicht fehlen. Es wurde viel gelacht und gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt. 

Am nächsten Tag sollte es eigentlich noch einmal ans Meer gehen - leider war unser Fahrgast zu erschöpft, sodass sich unser Team auf die Heimreise machte. Mit dem Geruch von Salzwasser in der Nase und dem Meeresrauschen im Ohr fuhr der Wünschewagen zurück in die Heimat. 

Nur einen Tag nach ihrer Rückkehr verstarb unser Fahrgast. 

März 2019