Ein Umzug ist ein aufregendes und anstrengendes Unterfangen, selbst wenn man gesund ist. Ohne die Unterstützung von Familie und Freunden ist das nicht zu stemmen. Was aber, wenn man selbst schwer krank geworden ist, nur noch liegend transportiert werden kann und von Zeit zu Zeit auf Sauerstoff angewiesen ist? Das Vorhaben rückt ins Unmögliche!
Für Karl-Heinz hat alles danach ausgesehen, als ob er wegen einer schweren Krebserkrankung sein eigens entworfenes und eben fertiggestelltes Haus auf dem Grundstück, auf dem er aufgewachsen ist, nicht mehr gesehen hätte, ein Herzenswunsch, den der Wünschewagen des ASB Allgäu/Schwaben am Wochenende doch noch erfüllen durfte.
Als wir, das Wünschewagenteam, in München ankommen, ist schon alles vorbereitet. Bekannte, Arbeitskollegen, Freunde und Familie sind da und freuen sich riesig über unsere Ankunft. Alles Gepäck ist in die Autos verladen und Karl-Heinz treffen wir voller Vorfreude in seiner Wohnung. Kein Grund also abzuwarten, denn die Fahrt, die uns bevorsteht, ist lange genug. Von München aus geht es in einem Vorort von Dresden, eine 470 Kilometer lange und bei normalem Verkehr zirka fünf Stunden in Anspruch nehmende Reise.
Auf einem Rastplatz in der Nähe von Hof machen wir einen Fahrerwechsel. Die Sonne scheint eifrig an diesem Tag und Karl-Heinz wünscht sich nach draußen an die frische Luft. Als er auf seiner Liege auf dem menschenleeren Parkplatz die Sonne genießt, erzählt er uns, dass er die letzten sieben Monate seine Wohnung nur noch einmal verlassen hat, und zwar im Krankenwagen zur Untersuchung ins Krankenhaus. Das Urteil ist vernichtend: Nach Jahren des Kampfes gegen die Krankheit, etlichen OPs, Bestrahlungs- und Chemotherapien, hat er „Krebs im Endstadium“, Metastasen im ganzen Körper, keine Behandlung ist mehr erfolgsversprechend, die palliativmedizinische Versorgung wird empfohlen. Für Karlheinz ist es also nach sieben Monaten das erste Sonnenbad. Voller Vorfreude nimmt er sich vor, möglichst viel von der Zeit, die ihm noch bleibt, auf seiner Terrasse im Freien zu verbringen, bisher eine Unmöglichkeit in der Münchner Wohnung im dritten Stock ohne Balkon.
Die restliche Fahrt schwärmt Karlheinz von seinem selbst entworfenen Haus, wie vom Paradies und als wir gegen 17 Uhr endlich angekommen sind, werden unsere hohen Erwartungen nicht enttäuscht. Es ist ruhig, man hört die Vögel zwitschern, der Verkehrslärm, der in München noch Tag und Nacht zu hören war, bleibt aus. Auf das Grundstück seiner Eltern, auf dem er aufgewachsen ist, hat Karlheinz schon vor einigen Jahren begonnen, ein neues Haus zu bauen. Durchdacht, modern, hell und mit einem schönen und großen Garten. Es sollte sein Haus werden, in dem er zusammen mit seiner Frau alt werden und seinen Lebensabend verbringen wollte. Die Freude, endlich dort angekommen zu sein, war für Karl-Heinz und seine Frau umso größer, nachdem dieses feste Vorhaben in den letzten Wochen und Monaten immer mehr zum letzten Wunsch geworden ist.