„Am 20. April traf sich das Wunscherfüller-Team um 7.00 Uhr in Mindelheim bei Steffi, da der Wünschewagen schon am Vortag von Steffi abgeholt und alles kontrolliert wurde. Nach einem kurzen Halt beim Bäcker fuhren wir auf die Autobahn, um die ca. 850 Kilometer von Süd nach Nord quer durch Deutschland zu bewältigen.
Wir kamen sehr gut voran und auch das Wetter wurde immer besser. Wir konnten bei guter Laune die Sonne genießen, während uns Sonja am Telefon erzählte, dass in Kaufbeuren heute schon etwas Schnee gefallen war. Wir hielten auf der Strecke nur zwei Mal an, um zu tanken, etwas zu essen und um uns mit dem Fahren abzuwechseln. So fuhr jeder mal den Wünschewagen und alles klappte wunderbar. Kurz hinter dem Elbtunnel in Hamburg durfte Roland die 100.000 Kilometer-Marke bei unserem Wünschewagen überschreiten. Wir erreichten dann um ca. 18.30 Uhr unser Hotel in Kiel.
Nachdem jeder sein Zimmer bezogen hatte, ging es noch zum Fährhafen, dort sahen wir dann das Meer und ließen uns in einer Pizzeria Spaghetti und riesige Pizzen schmecken. Als wir dann wieder ins Hotel kamen, waren wir froh ins Bett zu kommen. Besonders bewegt hat uns an diesem Tag eine Frau, die im McDonalds zu uns an den Tisch gekommen war und sich unter Tränen für die Arbeit mit dem Wünschewagen bedankt hat. Sie erzählte dann, dass ihr Vater einen Tag zuvor verstorben sei.
Am folgenden Tag trafen wir uns um 6.30 Uhr zum Frühstück und hatten gleich wieder ein bewegendes Erlebnis: Ein Mann kam zu uns an den Tisch und bedankte sich, sichtlich bewegt, bei uns für das, was wir machen, erzählte uns, dass er dem Wünschewagen im Internet folgt und wünschte uns alles Gute. So wie er aus dem Nichts auftauchte, war er dann auch wieder weg. Wir starteten dann um 7.30 Uhr, um nach 15 Minuten bei unserem Fahrgast einzutreffen.
Unser Fahrgast Kurt und seine Frau Verena wurden am Karfreitag von den Wunscherfüller:innen Heike, Wilfried und Daniel von Augsburg nach Kiel gefahren und die beiden konnten dann dort am späten Abend in das Haus, in dem sie die nächsten zwei Wochen verbringen sollten. Die drei Wunscherfüller:innen bezogen ihr Hotel und fuhren am Karsamstag wieder alleine nach Hause.
Zu der Wunschfahrt muss erzählt werden, wie es dazu kam: Unser Fahrgast rief vor einigen Jahren die Aktion ‚CharityGamer – Zocken für einen guten Zweck‘ ins Leben, mittlerweile wurde daraus ein eingetragener Verein. Die Kernaufgabe des Vereins besteht darin, Spenden zu sammeln, um damit schwer kranken Kindern und Jugendlichen Wünsche zu erfüllen. Dadurch konnte Kurt vor einigen Jahren Spenden für ein Mädchen mit einem Gehirntumor sammeln und ihr dadurch mehrere tausend Euro für Reitstunden mit einem Therapiepferd zur Verfügung stellen.
Im letzten Jahr wurde bei Kurt Magenkrebs festgestellt. Er hat eine Chemotherapie hinter sich, sein Magen wurde entfernt, er hat Metastasen und soll sein Leben nur noch in 3-Monats-Schritten planen. Das Mädchen, für das Kurt die Therapiestunden organisiert hat, und ihre Familie leben in Kiel und diese Familie stellte nun für zwei Wochen Kurt und seiner Frau Verena ihr Haus zur Verfügung, da sie von Kurts Wunsch ‚noch einen Urlaub am Meer verbringen‘ erfahren haben.
Den ersten Abend verbrachte die Familie mit Kurt und Verena, bevor sie dann am Samstag für zwei Wochen nach Dänemark verreisten. Das Haus ist behindertengerecht, da der Vater des Mädchens an Multipler Sklerose erkrankt ist. Diese zwei Wochen genossen Kurt und Verena sehr, die Gastmutter leitete viele tolle Ausflüge in die Wege. So waren die beiden zum Beispiel auf dem Seenotretter ‚Berlin‘ in Laboe und durften sogar mit auf Fahrt gehen. Sie besuchten das ‚SEA LIFE Timmendorfer Strand‘, machten eine Kutschfahrt und saßen in einem Strandkorb vor einem Leuchtturm. Sie verbrachten gemeinsam Zeit im Garten und genossen einfach diese zwei Wochen.
Nun aber wieder zurück zum Freitag, den 21. April: Die beiden empfingen uns an der Haustür, begrüßten uns sehr herzlich und es war ihnen anzusehen, wie glücklich sie über die zwei Wochen waren. Sie wären am liebsten hier geblieben, aber nun ging es wieder nach Hause nach Augsburg. Wir verstauten das Gepäck im Wünschewagen und machten uns auf den Heimweg. Wir kamen sehr gut voran, wir drei Wunscherfüller:innen wechselten uns mit dem Fahren ab und jeder verbrachte auch Zeit mit unserem Fahrgast und seiner Frau. Kurt und Verena waren sehr gesprächig, man merkte, wie dankbar sie waren. Sie erzählten uns sehr viel aus ihrem Leben und so erfuhren wir ihren Lebens- und Leidensweg. Es war ihnen aber auch anzumerken, dass sie die Gedanken um die Zukunft sehr bedrückten, schließlich musste Kurt am Montag einen Termin wegen der zweiten Chemotherapie wahrnehmen. Wir machten viele Pausen und es kostete die beiden immer wieder Überwindung, in den Wünschewagen einzusteigen.
Schließlich erreichten wir gegen 22.00 Uhr Augsburg. Wir halfen den beiden noch, ihr Gepäck in die Wohnung zu bringen und überreichten ihnen ein Fotoalbum mit Fotos der Hin- und Rückfahrt. Man merkte ihnen die Sorgen und den Kummer an, wieder in der Realität anzukommen. Wir verabschiedeten uns herzlich und wünschten alles Gute und viel Kraft.
Wir drei machten uns auf den Weg nach Mindelheim und sprachen über die beiden Tage. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Wunschfahrt geprägt war von vielen Gesprächen, ganz viel Dankbarkeit und ergreifenden Erlebnissen. Für uns Wunscherfüller:innen war es eine unvergessliche Wunschfahrt und wir sind als Team zusammengewachsen.
Vielen Dank an Steffi, dass sie den Wünschewagen am nächsten Tag einem Frühjahrsputz unterzogen hat und alles wieder auf Vordermann gebracht hat!“
Ein Bericht von Roland Hämmerle, Wunscherfüller aus dem Allgäu.