Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…

„Heute erwartete mich ein aufregender Tag und ich war mehr als nur ein bisschen nervös. Es sollte hoch in die Luft gehen. Vor paar Tagen war das Wetter leider nicht auf unserer Seite, als wir unseren ersten Anlauf für die Umsetzung des Wunsches nahmen. Heute sah es nur wenig besser aus, aber die Hoffnung war groß. Der Wunsch unseres Fahrgastes war ein Rundflug Richtung Bodensee.

Diesen hatte er seiner Frau geschenkt und beide wollten ihn gemeinsam als letztes großes Abenteuer erleben. Vielleicht würden von oben nicht nur Häuser, Autos und Menschen, sondern auch die aktuellen Probleme für einen kurzen Moment ganz klein werden. Seitens des Piloten vor Ort gab es grünes Licht, dass es klappen sollte…

In Kaufbeuren traf ich auf Eddi und Sandra, die heute bei uns ihr erste Wunschfahrt begleiten durfte. Bei noch bedecktem Himmel ging es los in Richtung Hospiz Kempten, wo wir kurz vor Mittag eintrafen. Unser Fahrgast Viktor* und seine Ehefrau empfingen uns mit glücklichen und hoffnungsvollen Worten. Nach allen Vorbereitungen konnte es endlich losgehen. Meine Aufregung wurde nicht wirklich weniger, denn der Himmel war immer noch nebel- und wolkenverhangen.

In Leutkirch-Unterzeil angekommen, machte sich Erleichterung breit, denn die Sonne strahlte durch die großen Wolkenlöcher. Während der Fahrt konnte sich Viktor noch etwas ausruhen, wurde derweil mit Sauerstoff versorgt und war bereit für den Flug. Kurz nach unserer Ankunft am Flugplatz kam bereits die Cessna ‚Bavaria‘ angerollt. Unser Pilot Herr Müller begrüßte uns herzlich. Nach den letzten Vorbereitungen, dem Verstauen des Equipments zur Versorgung und des Platznehmens musste nur noch die Verständigung optimiert werden. Nachdem jedoch die Hörgeräte entfernt wurden, klappte auch dies und es ging los – Viktors Ehefrau vorne neben dem Piloten und unser Fahrgast direkt hinter ihr mit mir.

Während des einstündigen Alpenrundfluges beantwortete der Pilot unsere Fragen, erklärte uns die aktuelle Position und erzählte ein paar Dinge über sein Flugzeug. Die Aussicht war einfach herrlich und die Cessna flog ganz ruhig. Wir sahen unter anderem Lindau, Friedrichshafen, fast den ganzen Bodensee, den Pfänder, den Grünten, den Hochgrat, Wangen, Kempten, den Flugplatz Kempten-Durach und die riesige CenterParks-Anlage Leutkirch. Während seine Ehefrau sehr gesprächig war und viele Fotos machte, war Viktor eher still und zurückhaltend. Er genoss den für sich jedoch sichtlich anstrengenden Flug, versuchte es aber gekonnt zu verbergen. Nach der Landung war er so erschöpft und etwas ‚eingerostet‘, dass er nur mit Hilfe von Eddi und Sandra aussteigen konnte. Ich war auch erleichtert, als wir wieder gelandet waren, die Anspannung nachließ und alles gut geklappt hatte.

Auf der Terrasse von ‚Müllers Fliegerstube‘ trafen wir alle nochmal zusammen und erzählten von den tollen Erlebnissen. Nach der Getränkepause wollte unser Fahrgast dann aber auch wieder zurück ins Hospiz. Uns wurde noch die Besichtigung der Fliegerhallen und der Werkstatt angeboten, aber dazu fehlte Viktor leider die Kraft und so verzichteten wir darauf. Erschöpft, aber trotzdem überglücklich und zufrieden lag unser Fahrgast dann auf der Trage und so fuhren wir zurück.

Im Hospiz angekommen wurden wir mit Freude und Neugier ganz gespannt erwartet. Viktor antwortete mit Stolz und einem kleinen Scherz auf die Frage der Pflegekraft, wie der Tag verlaufen sei. Mit seiner humorvollen und direkten Art hatten wir alle viel zu lachen und es war ein rundum gelungener Tag. Für mich war es vor allem sehr schön zu sehen, dass der Wunsch beim zweiten Anlauf erfüllt werden konnte. Obwohl das Wetter anfangs nicht so aussah, strahlte am Ende nicht nur die Sonne am Himmel, sondern auch alle Beteiligten. Das schon vom ersten Versuch vorhandene Fotoalbum wurde nun noch mit den heutigen Bildern erweitert und an das Ehepaar überreicht. Sie saßen zusammen auf dem Bett, wirkten sehr glücklich miteinander und genossen den Moment. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns zu verabschieden. Viktor sammelte nochmal alle seine Kräfte, um aufzustehen. Eine Verabschiedung mit ‚Standing Ovations‘ und einer Umarmung auf Augenhöhe war ihm zum Abschluss des Tages noch ein großes Bedürfnis. Sie bedankten sich nochmals für den schönen Tag und Viktor legte sich erschöpft ins Bett. Wir zogen uns leise zurück und übergaben an die Pflegekraft, die hinter uns stand und gespannt auf die Erzählungen wartete.

Wieder zurück in Kaufbeuren, bedankte sich Sandra nochmal mit strahlenden Augen bei uns für den erlebnisreichen Tag, die Einführung in den Wünschewagen und ihre gelungene erste Wunschfahrt.. Das miteinander harmonisierende Team mit Eddi, Sandra und mir verabschiedeten sich nun in den ‚Feierabend‘ und wir fuhren mit einem erfüllten Gefühl nach Hause.“

Ein Bericht unserer Wunscherfüllerin Stefanie Lanzer aus dem Allgäu – vielen Dank! 

*Name geändert