Noch einmal zuhause Zeit mit der Familie verbringen

„Wir starteten pünktlich um 7.45 Uhr in Kaufbeuren und fuhren ins Hospiz nach Nördlingen, um auf der Palliativstation Helga* abzuholen. Sie hatte den Wunsch, nochmal nach Hause zu kommen, Zeit mit der Familie zu verbringen und anschließend eine Freundin abzuholen, um ein bisschen mit dieser auf einer gemeinsamen auf einer Bank zu sitzen.

Helga bekam hatte 2017 die Diagnose Brustkrebs. Heute ist sie 72 Jahre alt und hat durch den Tumor mehrere Metastasen, die nun zu einer palliativen Situation geführt haben.

Während der Fahrt erzählte unser Fahrgast, dass sie in jungen Jahren Grundschullehrerein war, dies jedoch nie ihr Traumberuf war, da sie aufgrund der vielen Korrekturen nie Feierabend hatte. Mit 50 Jahren machte sie dann noch eine Ausbildung zur Altenpflegerin und übte diesen Beruf bis zur Rente aus.

Bei ihr zuhause angekommen (ein traumhaftes Anwesen!), kam dann nach und nach die Familie dazu. Wir machten uns dann nach dem Austausch der Telefonnummern auf den Weg zu einem Spaziergang und wurden zu 12 Uhr ins Gartenhaus zu Weißwürsten eingeladen. Vor dem Essen halfen wir Helga zunächst Helga ins Bett, da sie sehr erschöpft war. Um 13.30 Uhr hatte sie sich aber wieder bisschen erholt und konnte mit ihrer Familie Kaffee trinken. Wir verweilten so lange im Garten. 

Um 14 Uhr erhielt unser Fahrgast eine Kurzinfusion und dann holten wir ihre Freundin ab, um zum gemeinsamen ‚Bänkle‘ zu fahren. Die beiden hatten sich erst später kennen gelernt und dann oft gemeinsame Fahrradtouren unternommen. Kurioserweise hatten die Frauen unterschiedliche Vorstellungen davon, welches ‚Bänkle‘ gemeint war und so steuerten wir nacheinander zwei verschiedene an und legten jeweils eine kurze Rast ein. Dafür hatte der Ehemann extra eine Kühltasche mit Sekt und Pudding für die beiden vorbereitet. Wir fanden jeweils ein schönes schattiges Plätzchen, wo die Freundinnen Zeit für sich hatten. 

Auf dem Weg nach Hause merkten wir Helga bereits die Erschöpfung an, sie wollte aber doch noch kurz bei sich zuhause bleiben. Wir entschieden, sie nochmal aus dem Auto zu holen, sodass sie noch ein wenig bei ihrer Familie im Hof verweilen konnte.

Auf der problemlos verlaufenden Rückfahrt saß der Ehemann bei seiner Frau im Wünschewagen und wir konnten den beiden gleich die Fotos überreichen, die sie auf der Station gemeinsam anschauen wollten. Dort angekommen, wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass Helga vermehrt unter Übelkeit leiden würde. An diesem, ihrem Wunschtag passierte dies kein einziges Mal! 

Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee auf der Palliativstation machten wir uns auf den Rückweg. Helga wurde inzwischen in ein nahegelgenes Hospiz verlegt, wo die Familie sie regelmäßig besuchen wird…“

Ein Bericht von Tamara Bitzer, Wunscherfüllerin aus dem Allgäu.

*Name geändert