Eigentlich ist es selbstverständlich, mit der kleinen Tochter in den Tiergarten zu gehen und bedarf keiner großen Worte. Für Konrad* aber war es sein größter Herzenswunsch, da bei ihm Familienausflüge aufgrund seiner Erkrankung keine Selbstverständlichkeiten mehr sind.
Vor einiger Zeit wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert, der ihn mit all den seinen Begleiterscheinungen sehr zeichnet. Wie sehr vermisste er seine kleine Tochter, seine Ehefrau und das ganz normale Familienleben! Einfach mal einen ganzen Tag in den Zoo zu gehen und die Krankheit und die ganzen Sorgen für einen kurzen Moment vergessen zu können – nur wie? Zum Glück gibt es den „Wünschewagen“, der genau solche Wünsche versucht zu erfüllen. So startete Anfang Juli unser Team aus dem Allgäu, um Konrad genau diesen Wunsch zu erfüllen.
Hier kommt der Bericht für Euch:
„In München auf der Palliativstation in Großhadern angekommen, wurden wir drei Wunscherfüller:innen vom Team schon erwartet und auch Konrad wartete voller Anspannung und Vorfreude. Dann ging es auf die Trage – die Mütze nicht vergessen – und schon ging es los.
Am Zoo wurden wir vom Direktor und seiner Assistentin erwartet, die uns sogar eine junge Mitarbeiterin als Fachfrau und Begleiterin zur Seite stellten. Was für ein Service! Unser Fahrgast (mittlerweile waren wir schon beim ‚Du‘) entschied sich, erst noch auf der Trage zu bleiben und so rollten wir Richtung Tiger, wo wir auf die Ehefrau und die kleine Tochter stießen, die im separaten Auto angekommen waren. Große Freude und auch Rührung war bei allen zu spüren. Die kleine Tochter wurde von der Mama auf die Liege gesetzt und so konnte der Papa sie endlich auch direkt begrüßen. Man sah dem Vater an, welche Gefühle in seinem Inneren tobten und welch übergroße Liebe er seiner kleinen Tochter entgegenbrachte. Wenn er doch nur mit ihr rumtoben und sie richtig knuddeln könnte!
Aber die Kleine wollte auch die vielen Tiere sehen. Pinguine, Tiger, Nashörner und, und, und… Die Mitarbeiterin erzählte viel Wissenswertes und Interessantes über den Zoo und dessen Bewohner.
Die Zeit verging wie im Flug und die kleine ‚Maus', die den Blick ihres Papas weit mehr auf sich zog als die Tiere, spazierte neben der Liege und brabbelte fröhlich vor sich hin. Zwischendurch rief sie immer wieder ‚BaBa‘, was unserem Fahrgast natürlich ein Strahlen aufs Gesicht zauberte – und manchmal auch eine Träne.
Dann war Mittagszeit und unser Fahrgast wechselte jetzt in den Rollstuhl. Wir genossen im Biergarten Pizza und Salat – herrlich, so ein Stück Normalität! Die kleine Tochter war jetzt immer öfter am Rollstuhl und entdeckte viel Interessantes. Konrad fühlte sich ihr in diesen kurzen Momenten so wunderbar nah. Immer wieder streichelte er ihr über den Kopf und berührte auch immer wieder zart den Rücken seiner Frau, wenn sie gerade neben ihm stand. ‚Baba‘ hörten wir jetzt immer öfter und jedes Mal erschien dieser Glanz in Konrads Augen…
Die Zeit verstrich und dann war der Moment gekommen, in dem klar war, dass auch dieser Tag irgendwann endet. Bei allem Glück, das unser Fahrgast an diesem Tag erfahren durfte, war er jetzt doch sehr erschöpft. Beim Abschied flossen Tränen. Wir ließen der Familie diesen Moment für sich und machten uns dann wieder auf den Weg zur Palliativstation. Unterwegs sahen wir noch einmal die Ehefrau, die auf dem Weg nach Hause war. Die kleine Maus schlief da schon fest. Ob sie wohl von ihrem ‚Baba‘ träumte?
Auf der Station war unser Fahrgast dann sehr entspannt. Er lag im Bett und wir konnten deutlich seine Zufriedenheit, sein Glück spüren. Über das kleine Album mit den Bildern des Tages, das wir ihm beim Abschied noch überreichten, freute er sich sehr. Wir drei fuhren zurück nach Kaufbeuren mit dem Gefühl, einen wichtigen Wunsch erfüllt zu haben.
Danke an Konrad und seine Familie, dass wir diesen Tag mit ihnen teilen durften. Wir wünschen der kleinen Familie viel Kraft für ihren weiteren Weg!“
*Name geändert