Das dachte sich Werner oft, wenn er nach dem Familienurlaub in Südfrankreich mit seiner Frau an Schaffhausen vorbeifuhr. Einmal sehen, wie die gewaltigen Wassermassen nach unten stürzen, einmal das Tosen des Wassers in den Ohren haben und einmal die feuchte Luft auf der Haut spüren. Doch irgendwie hatte es doch nie geklappt.
Durch das SAPV-Team Kaufbeuren, das Werner und seine Frau zuhause in der speziellen palliativen Versorgung und in medizinischen Fragen unterstützt, erfuhr das Ehepaar vom Wünschewagen. Die geplante Reise nach Sizilien funktionierte durch Werners schwere Erkrankung leider nicht mehr. Aber der Besuch des langersehnten Rheinfalls sollte mit Hilfe des Wünschewagens aus dem Allgäu umsetzbar sein.
Dank der unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem SAPV-Team, waren die nötigen Unterlagen schnell zusammen, sodass der Wunsch zeitnah umgesetzt werden konnte. Schon paar Tage später sollte es für Werner, seine Frau und natürlich Familienhund Melli losgehen.
Bei strahlendem Sonnenschein machten sich die drei Wunscherfüller:innen Marianne, Susi und Rudi um 6 Uhr morgens auf den Weg und holten die Familie ab. Das Ehepaar war schon startklar: Die Ehefrau erwartete sie bereits auf der Straße und Werner saß gespannt und etwas aufgeregt im Rollstuhl in der Wohnung. Nach dem Transfer auf die Liege des Wünschewagens ging es los. Hündin Melli rollte sich auf der Decke hinten im Wünschewagen zusammen, als ob sie schon öfter damit gefahren sei. Auch wenn die Ehefrau meinte, man solle bisschen vorsichtig sein und sie nicht unbedingt streicheln, schien der Hund die besondere Atmosphäre im Wünschewagen zu spüren. Vertrauensvoll legte er die Schnauze auf Mariannes Knie und ließ sich sogar von ihr streicheln.
Nach einer unkomplizierten Fahrt entlang am wunderschönen Bodensee kamen alle pünktlich zur Mittagszeit und guter Stimmung in Schaffhausen an. Für die kleine Gruppe waren bereits im Vorfeld Tische auf der Terrasse reserviert worden und wie es der Zufall will, war die Geschäftsführerin des Restaurants nicht nur eine gebürtige Kaufbeurerin sondern auch eine ehemalige Schülerin unseres Wunscherfüllers. Nach freudigem Wiedersehen und leckerem Fischgericht ging es auch schon zu einer feucht-fröhlichen Bootsfahrt, von der aus man den Wasserfall und die heimischen Fische ganz aus der Nähe betrachten konnte. Bewundernswert war hier auch die Unterstützung der Reedereiangestellten: Sie brachten für unseren Fahrgast sofort einen Sonnenschirm, verstauten den Rollstuhl fachmännisch auf dem Boot, ließen das Team ganz nach vorne und schenkten Werner zum Abschied sogar noch eine Mütze.
Aber erstmal wurde die 15-minütige Fahrt genossen! Ganz nah am Wasserfall konnte Werner die Kraft des Wassers besonders gut mit allen Sinnen aufnehmen. Was für ein Naturschauspiel! Melli wäre am liebsten ins kühle Nass gesprungen, doch unsere Ehrenamtlichen konnten sie noch rechtzeitig davon abhalten.
Das Team hätte sogar noch einmal mit dem Boot umsonst fahren können, aber der Wunschtag richtet sich immer nach dem Fahrgast – und der hatte jetzt Hunger auf ein Eis! Und so zog die kleine Gruppe wieder in das Restaurant, in dem sie mittags schon so lecker hatten essen dürfen. Alle genossen das kühle Eis und stellten sich allmählich wieder auf den Heimweg ein. Und erst jetzt fiel der Ehefrau auf, dass ihr Mann deutlich weniger Schmerzmittel als an den anderen Tagen gebraucht hatte. Die Eindrücke während der Wunschfahrt haben die Schmerzen in den Hintergrund treten lassen.
Bei jeder Wunschfahrt kommt der Moment, an dem man Abschied nehmen und sich wieder dem Alltag stellen muss. Aber erfüllt von vielen schönen Momenten, liebevollen Begegnungen und mit einem Album in der Hand, das diesen Tag auf Fotos festhält, lässt sich der weitere Weg oft besser gehen. Und so verabschiedete unser Wünschewagen-Team zuhause in Schwangau einen sehr glücklichen und dankbaren Fahrgast…