Eine Wunschfahrt aus Sicht einer Angehörigen

Dieser kommt zeitversetzt, da der Weg der Trauer um ihre geliebte Frau erst ein Stück gegangen werden musste, um den Tag in Worte fassen zu können...

Meine Frau war in der Woche vor der Fahrt teils schon nicht mehr ansprechbar. Wir konnten daher nicht viel darüber sprechen, welche Gedanken und Gefühle meine Frau zu der anstehenden Fahrt hatte. Aber sie wollte die Feier. Der Gedanke hielt sie am Leben. 

Am Tag selbst klappte alles wunderbar. Ich war nicht im Wünschwagen dabei, da ich Aufgaben an der Location der Feier wahrnehmen wusste. Aber der Wünschewagen kam bald um die Ecke und meine Frau schien einigermaßen entspannt (soweit der Zustand das zuließ) und der Umgang der Mitarbeiter des Wünschewagens mit ihr war ruhig und angenehm. Ein bisschen als würde man einen Ausflug mit Freunden machen. 

Nachdem wir Marie einen Platz organisiert und es ihr dort so gemütlich und angenehm wie möglich gemacht hatten, zogen die Mitarbeiter des Wünschewagens sich zurück. Suchten sich ein Plätzchen an einem der vielen Tische. Und waren in erster Linie unauffällig. Immer sofort da, wenn wir sie brauchten, aber wenn gerade keine Hilfe benötigt wurde, waren sie einfach Gäste auf der Feier. Das war wunderschön und hat der Feier ihre Atmosphäre gelassen.

Ich selbst hatte nicht angenommen, dass Marie es länger als 2-3 Stunden aushalten würde auf der Feier. Dass der Akku dann leer sein würde und wir sie in die Klinik zurückbringen müssten. Im Gespräch mit ihren Mitarbeitern erfuhr ich, dass das auch in etwa die Einschätzung seitens des ASB war. Weit gefehlt. Nach den ersten 2 Stunden war Marie warmgelaufen und nicht mehr aufzuhalten. Mit Freunden reden, Musik abspielen, Tanzen, Weinen. Alles aus dem Rollstuhl, aber das ganze Programm. Bis in die Nacht. Irgendwann um 23.30 Uhr als die meisten Gäste schon gegangen waren, rief das Wünschewagen Team zum Aufbruch. Ich weiß, dass es eine viel längere Schicht war als gedacht. Und ich bin sehr dankbar, dass das Team so geduldig war. Für Marie hat es die Welt bedeutet. Noch einmal feiern, noch einmal mit all ihren Menschen, noch einmal das Leben spüren, dass sie so unendlich geliebt hat.

Und auch für die vielen Herzensmenschen war es ein Geschenk. Sie konnten sich verabschieden.

Die Feier war als unsere Hochzeitsfeier gedacht. Sie ist aber in die Geschichte als Maries Abschiedsfeier eingegangen. Und das ist auch, was es war. 

Drei Tage nach der Feier kam Marie heim. Sie wolle zuhause sterben. Und keine weiteren 3 Tage später, Freitag den 12.08.2022 um 0.25 Uhr, schlief sie mit mir und dem ambulanten Palli Team an ihrer Seite ein.

Ich danke euch von Herzen für euren Einsatz!