Vor kurzem erreichte der Wunsch einer Schwäbin das Team des Wünschewagen Allgäu/Schwaben: „Wenn ich noch einen letzten Wunsch frei hätte, dann würde ich gerne noch einmal meinen Lieblingstieren, den Raubkatzen ganz nah kommen.“
Kein ungewöhnlicher Wunsch für die Koordinatorin Sonja Hujo, aber in Zeiten von Corona eine Herausforderung. Die Pandemie macht vieles anders als gewohnt, einige Dinge sind nicht möglich und einige, unter anderem auch Wunschfahrten, müssen noch sorgfältiger geplant sein. Für das Team stand aber von Anfang an fest, dieser letzte Herzenswunsch soll auf jeden Fall erfüllt werden.
Ein angepasstes Hygienekonzept, welches einen Negativ-Test aller Beteiligten verlangt, sowie das Arbeiten mit FFP2-Masken und Handschuhen machte es möglich, diese Fahrt zu planen. Jetzt galt es nur noch einen Zoo zu finden, der seine Türen für diese Aktion öffnet. Fündig geworden ist die Koordinatorin beim Raubtier- und Exotenasyl e.V. Ansbach. Der Verein ist eine Auffangstation für in Not geratene Raubkatzen und Exoten aller Art. Ziel der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter ist es, Tieren aus illegaler oder schlechter Haltung ein artgerechtes neues Leben zu bieten. Dabei werden sie von einer hauptamtlichen Tierpflegerin und einem Bundesfreiwilligen unterstützt. Auf die Anfrage, ob es die Möglichkeit gibt, bei einem Rundgang und einer Fütterung nah an die Tiere heranzukommen, sagte die Vorstandschaft des Vereines spontan Unterstützung zu.
Nachdem die Zustimmung zum Besuch der Einrichtung vom Gesundheitsamt Ansbach erfolgt war, konnte die insgesamt 95. Wunschfahrt starten. Am Montag machten sich die drei Wunscherfüller Marinna, Edi und Claudia auf den Weg nach Schwaben, wo sie von einer sehr aufgeregten Steffi und ihrem Begleiter erwartet wurden. Steffi hatte in der letzten Nacht sehr unruhig geschlafen, freute sich aber dennoch auf den Ausflug. Nachdem alles eingepackt war, machte sich der Wünschewagen auf die knapp zweistündige Fahrt ins verschneite Ansbach. Dort angekommen, begrüßte ein Teil der Vorstandschaft die Gruppe sehr herzlich.
In einer gemeinsamen Schneeschipp-Aktion wurde die Zufahrt für den Wünschewagen vom Schnee befreit und Steffi konnte auf der Trage ins Tigercafe gebracht werden. Von dort hatte sie dann den ersten Blickkontakt mit Boris, dessen Käfig nur wenige Meter entfernt war. Steffi war von dem fast 220 Kilo schweren sibirischen Tiger sofort begeistert. Das Team des Raubtierasyls erzählte von der Gründung des Vereins, über die verschiedenen Tier, die in der Einrichtung untergebracht sind, aber auch von den Schwierigkeiten, welche es in der Pandemie zu bewältigen gibt.
Leider ließen es die Schneeverhältnisse und der Gesundheitszustand von Steffi nicht zu, mit dem Rollstuhl einen Rundgang zu unternehmen. Spontan wurde eine virtuelle Führung organisiert, auf der eine Reihe von Fotos und Videos entstanden sind, die sich Steffi danach anschauen konnte. Aber es sollten auch noch einige Highlights auf sie zukommen. Jetzt war es an der Zeit Steffis Herzenswunsch, eine Raubkatze zu streicheln, in Erfüllung gehen zu lassen. In Ansbach werden nicht nur große Raubtiere, sondern auch kleine Raubtiere und andere Exoten gepflegt. Unter anderem auch Tila, ein kleines Frettchen, mit dem Steffi Bekanntschaft schließen durfte. Sie hat das kleine, zutrauliche Raubtier sofort in ihr Herz geschlossen, so dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter schon scherzhaft androhten, am Ende des Besuches eine Taschenkontrolle vorzunehmen.
Steffi und Tila hatten einen sehr innigen Moment, das kleine Frettchen kuschelte sich an und Steffi konnte gar nicht genug von dem kleinen wuseligen Fellknäuel bekommen. Nur schweren Herzens trennte sie sich von Tila.
Aber nur kurze Zeit später wurde Toby ins Tigercafe gebracht. Toby ist ein acht Jahre alter Bengalkater, der an Menschen gewohnt ist und sich auch streicheln lässt. Nachdem sich die beiden mit Abstand aneinander gewöhnen konnten, suchte Toby den Kontakt und ließ sich von Steffi streicheln und kraulen. Beide genossen diesen Moment sichtlich.
Zum Abschluss bekam Steffi noch einen weißen Plüschtiger, angezogen mit einem Hoodie des Raubtierasyls von den beiden Vorstandsmitgliedern geschenkt.
Nach einer herzlichen Verabschiedung, trat der Wünschewagen Allgäu/Schwaben die Rückreise an. Zuhause angekommen, verabschiedete sich Steffi erschöpft, aber glücklich von den drei Wunscherfüllern.