Den Blick über den Bodensee schweifen lassen

Letzte Wünsche machen auch in Corona-Zeiten nicht halt und können nicht aufgeschoben werden. So führte der Weg des Wünschewagens Allgäu/Schwaben die Wunscherfüller Ines und Achim in das Hospiz Illertissen, wo der Wünschewagen-Fahrgast mit noch etwas gemischten Gefühlen auf das Team wartete.

Es war zwar erst Ende März, aber die Sonne zeigte sich schon von ihrer besten Seite.  Erst stand kurz die Frage im Raum, ob die Fahrt überhaupt würde stattfinden können, da es dem Wünschewagen-Fahrgast  zunehmend schlechter ging. Aber da eine Hospizbegleiterin mitkommen würde, fiel die gemeinsame Entscheidung, die Fahrt zu wagen – zur Not müsste sie abgebrochen werden.

Mit dabei war ein Filmteam des TV Regio Schwaben, das über den Wünschewagen berichten wollte und das sich – genauestens instruiert von der Koordinatorin Sonja Hujo – die ganze Zeit dezent im Hintergrund hielt. Nachdem alles und jeder seinen Platz gefunden hatte, ging es los Richtung Bodensee. Anfangs zeigte sich der Fahrgast noch von einer sehr sarkastischen Seite: „So, Ihr seid also diejenigen, die eine Leiche transportieren wollen. Doch mit der Zeit wurde auch eine andere Seite sichtbar. So entstand das Bild einer Frau, die sich früher als Taxifahrerin ihren Lebensunterhalt verdient hatte, einiges aus ihrem früheren Berufsleben zu erzählen wusste und jetzt noch, trotz weit fortgeschrittener Lungenerkrankung, genau wusste, was sie wollte und was nicht. Zwischen ihren Geschichten schlief sie allerdings immer wieder kurz ein, um sich zu erholen.

Gegen 13 Uhr kamen Ines und Achim mit ihrem Fahrgast und dem Begleitteam bei den Pfahlbauten in Unteruhldingen an und wurden schon von dem Museumsführer empfangen. Es ist immer wieder berührend, wie sehr das Projekt „Wünschewagen“ von allen Seiten unterstützt wird und so manch Unmögliches möglich gemacht wird. Wichtiger als die Führung war allerdings erstmal das Essen. Und so wurde der vom Hospiz liebevoll gepackte Picknickkorb mit Sekt, Lachs und vielen anderen Köstlichkeiten auf einer Biertischgarnitur ausgepackt und verputzt. Erstaunlich wie gut das Essen in guter Atmosphäre, tollem Ausblick und liebevoller Begleitung auch bei Krankheit schmecken kann. Kein Wunder, dass der erkrankte Fahrgast während der anschließenden Führung durch das Museum zunehmend müde wurde und auch immer mal wieder auf der Trage kurz eingeschlafen ist. Aber vielleicht war das auch nur ein Krafttanken für den Eisbecher, den sie noch unbedingt am Wasser bei Friedrichshafen verputzen wollte.

Auf dem kurzen Weg nach Friedrichshafen schlief sie zwar sofort ein, sodass kurz die Überlegung aufkam, ob es nicht doch besser sei, direkt ins Hospiz zurückzufahren. Aber wie hätte man ihr das dann beim Aufwachen erklären sollen? Und so bekam sie doch noch ihren Eisbecher! Und wie er ihr schmeckte! Zum Glück hatte sich das Team für den Stopp entschieden. Die Rückfahrt verlief unkompliziert und ohne besondere Emotionen, da der Wünschewagen-Fahrgast die gesamte Fahrt tief und fest schlief.

Für die Wunscherfüller blieb am Ende des langen Tages mal wieder das dankbare Gefühl zurück, trotz zurzeit aller aufwendigen Maßnahmen wie FFP2-Maske und negativem Coronatest, einen letzten Wunsch erfüllt haben zu können.

Wer den Bericht zur Fahrt sehen möchte:

https://www.regio-tv.de/mediathek/video/unterwegs-im-wuenschewagen-noch-einmal-den-bodensee-sehen/

 

U. Firnhaber