Auf der Wunschfahrt Mitte Juli nach Garmisch begleiteten unsere ehrenamtlichen Wunscherfüller eine Mutter auf die Intensivstation zu ihrer kranken Tochter. Es war ein schwerer Weg, aber zugleich auch ein sehr glücklicher Tag für unseren Wünschewagen-Fahrgast.
Mittwochmorgen fuhren unsere drei Wunscherfüller los, um die hochbetagte Dame abzuholen. Sie ist rollatormobil in ihrer Wohnung im ersten Stock, die sie gemeinsam mit einer ihrer Töchter bewohnt. Doch Treppen sind längst ein unüberwindbares Hindernis geworden.
Der Wunsch unseres Fahrgastes, ihre schwerkranke Tochter (65 Jahre) zu besuchen und sie vielleicht ein allerletztes Mal zu sehen, sollte nun in Erfüllung gehen. Das Wünschewagen-Team traf eine Frau, die bei der Begrüßung ein wenig weinen musste, weil sie ihre Tochter seit elf Monaten nicht mehr gesehen hatte und sich doch solche Sorgen um sie machte. Ihre nächste Sorge betraf dann die Treppe, die unsere Wunscherfüller sie hinuntertragen wollten, da es in ihren Augen doch so viel Mühe machen müsse. Aber schließlich konnte sie die Hilfe annehmen. Als unser Wünschewagen-Fahrgast im Hof ankam, hatte sie nach vielen Wochen ihre Wohnung zum ersten Mal wieder verlassen.
Auf der Fahrt im Wünschewagen plauderte die betagte Frau aus ihrem Leben. Mit fast 93 Jahren konnte sie auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Auch die Tochter, die sie begleitete, konnte sehr viel erzählen. Als beide nach über einer guten Stunde Fahrzeit bemerkten, dass sich der Wünschewagen Garmisch näherte, wurden sie ganz still. Unser Team ließ sie schweigen.
Ins Krankenhaus durfte in der „Corona-Zeit“ nur eine der drei Wunscherfüllerinnen. Schließlich mussten noch die Besucherzettel ausgefüllt werden, bevor die kleine Gruppe den Weg zur Intensivstation antrat. Die Mutter war sehr nervös, drückte das Taschentuch, das sie seit sie in ihrer Wohnung abgeholt wurde, in ihrer Hand hielt, immer fester zusammen und presste die Hände an ihre Brust: „Nein, keine Schmerzen, aber Herzklopfen habe sie schon.“
Der Pfleger, der die Tür zur Intensivstation öffnete, begrüßte alle ganz freudig und erzählte, dass die kranke Tochter schon ganz sehnsüchtig warte. Allen erzähle sie seit Tagen, dass ihre Mutter sie besuchen käme. Im Patientenzimmer gab es trotz sichtlich geschwundener Kräfte ein großes Hallo und natürlich flossen bei Mutter, Tochter und Schwester Tränen der Freude. Grüße wurden ausgerichtet, dann folgte langes Schweigen. Es war kein verlegenes Schweigen, keine bedrückende Stille. Es war traute Zweisamkeit zwischen Mutter und Tochter, die sich einfach nur an den Händen hielten, wortlose Einigkeit.
Nach etwa zwei Stunden wurde die Tochter unseres Fahrgastes für einen weiteren operativen Eingriff vorbereitet, der eigentlich bereits am Vormittag hätte stattfinden sollen. Er wurde aber extra wegen des anstehenden Besuchs auf den Nachmittag verschoben. Mutter und Tochter verabschiedeten sich schweren Herzens voneinander. Unser Wünschewagen-Fahrgast war sehr traurig, weil sie ihre Tochter vielleicht nicht mehr wiedersehen würde. Gleichzeitig war sie sehr dankbar und glücklich, weil sie sie heute habe sehen, sprechen und berühren dürfen.
Nach dem Krankenhausbesuch ging es für die betagte Dame noch in ein hübsches Restaurant. Am Fuße der Sprungschanze wurde Schnitzel bestellt und unser Fahrgast freute sich über den wunderschönen Ausflug, wahrscheinlich der letzte in ihrem Leben. Nachdem alle satt und zufrieden waren, machte sich der Wünschewagen auf den Heimweg. Wieder in Sonthofen angekommen, trugen unsere Wunscherfüller eine müde, aber glückliche Mutter in den ersten Stock. Sie war so dankbar für diesen Tag, an dem sie noch einmal ihre Tochter sehen durfte.