Am bunten Blütenmeer der Insel Mainau erfreuen

Manche Wunschfahrten sind ganz stille Fahrten, verlaufen ruhig und ohne groß gezeigte Emotionen. Und doch hat man den Eindruck, dass sie sehr genossen werden. Genau so verlief die Wunschfahrt, die den Wünschewagen Allgäu vom Hospiz Illertissen auf die Insel Mainau führen sollte.

Pünktlich um 9.30 Uhr kamen die Wunscherfüllerinnen Marianne und Uta am Hospiz an, wo sie ihr heutiger Fahrgast schon erwartete. Es war Muttertag und das Wetter machte dem Tag alle Ehre: Die Sonne schien seit den Morgenstunden und noch war es nicht zu heiß. Wollte ihr heutiger Wünschewagen-Fahrgast wirklich seinen dicken Wintermantel mitnehmen? Ein Sonnenschutz wäre bei der nicht vorhandenen Haarpracht und bei der Wettervorhersage angebrachter gewesen. Aber ein Hut oder ähnliches war im ganzen Hospiz leider nicht aufzutreiben. Mit dabei war eine Hospizbegleiterin, die versuchte unserem Fahrgast jeden Wunsch vom Gesicht abzulesen. Ganz einfach war das nicht, war unser Fahrgast doch eher in sich gekehrt und etwas wortkarg. Was er dem Wünschewagen-Team allerdings als Erstes mitteilte, war, dass er noch Zigaretten benötigte. Und so steuerten der Wünschewagen zunächst eine Tankstelle an, um seinen Fahrgast für diesen Tag mit Zigaretten zu versorgen.

Die Fahrt bis zur Fähre in Meersburg verlief ohne die befürchteten Staus und auch am Hafen wussten die Mitarbeiter Bescheid und ließen den Wünschewagen sofort auf die Fähre. Auch auf die Insel Mainau durfte das Team mit seinen Coronatests direkt fahren. Bevor die kleine Gruppe sich am bunten Blütenmeer erfreuen konnte, war erst einmal eine Zigarettenpause angesagt. Dann ging es mit dem Fahrgast im Rollstuhl über die Insel. Ob er an den vielen bunten Blumen denselben Spaß hatte und dieselbe Begeisterung spürte wie der Rest der Gruppe, ist schwer zu sagen. Aber was er auf jeden Fall sehr genoss, war die vielen Leute auf der Insel, die im Kies spielenden Kinder und die verschiedenen Stimmen und Gerüche. LEBEN!!!  Und dazu gehörte unbedingt auch ein Eis. So saßen alle im Anschluss im Schatten mit ihrem Eis und beobachteten den Trubel um sich herum.

Dann äußerte unser Fahrgast den Wunsch, direkt ans Wasser zu gehen. Da das auf der Insel  Mainau mit Rollstuhl eher beschwerlich ist; legte der Wünschewagen auf dem Heimweg noch einen Stopp in Langenargen ein. Und was für eine Überraschung: Hier stürmte es so sehr, dass der Bodensee eher wie die Nordsee wirkte. Aber es war warm, viele Leute unterwegs und zahlreiche Segelboote auf dem Wasser, die wie bunte Bälle auf der Oberfläche hin und her hüpften. An der Kaimauer zog sich unser Wünschewagen-Fahrgast zwar die Kapuze seinen Hoodies über die Ohren, aber streckte den Kopf immer in Windrichtung, um mit geschlossenen Augen den Wind spüren zu können. Was ihm wohl gerade durch den Kopf ging? Seine Vergangenheit? Seine Zukunft? Seine Wünsche? Unsere Wünscherfüller ließen ihn den kostbaren Moment in Ruhe genießen. Der Heimweg verlief ohne weitere Komplikationen, sodass unser Wünschewagen-Fahrgast kurz vor Einbruch der Dunkelheit wohlbehalten im Hospiz angekommen ist – mit einem Fotobuch in der Hand, damit er auch noch in den nächsten Tagen von seinem Ausflug würde zehren können.